Schwestern

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Wie das wohl ist, 100 Jahre alt zu werden und immer noch geistig fit und einigermaßen mobil zu sein?
Anne Gesthysen gibt uns einen sehr interessanten Einblick in ihre Familiengeschichte. Zwei ihrer Tanten haben über 100 Geburtstage feiern können. Die Geschichte beginnt dann auch mit dem 100. Geburtstag der ältesten Schwester Gertrud, den diese bei der jüngsten (84), Katty begehen will. Ebenfalls zu diesem Ereignis kommt auch die zweitälteste Paula (98)angereist. Aber Familienbande sind zwar sehr stark miteinander verknüpft aber zwischen den Schwestern stecken auch mindestens achtzig Jahre gemeinsame Erlebnisse, die nicht immer angenehm waren und die oft zu Zwistigkeiten und Groll untereinander gesorgt haben. Eins haben die drei nämlich schon auf den ersten Blick gemeinsam….einen immensen Dickkopf. Die Jüngste fühlt sich von der Ältesten ständig gegängelt, die Ältere wiederum kann nicht aufhören die Jüngste zu erziehen, tja und die Mittlere sitzt irgendwie ständig zwischen den Stühlen, denn nicht immer kann sie schlichten.
Sie haben alles erlebt, den ersten Weltkrieg und auch den zweiten, das Wirtschaftswunder und sogar die Wiedervereinigung. Die eigentliche Geschichte spielt aber hauptsächlich vor, während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
Die Autorin zeichnet ein liebevolles Portrait ihrer drei Großtanten ohne deren Charakterzüge zu verstellen oder den heutigen Ansichten anzupassen. Das hat mir sehr gefallen. In vielem konnte ich Ähnlichkeiten zur eigenen Verwandtschaft erkennen. Die Individualität aller drei charakterisiert sich nicht nur aus den kleineren körperlichen Gebrechen sondern ihre verschiedenen Wesenszüge sind sehr deutlich, und mir sehr sympathisch, gezeichnet. Ganz besonders hinweisen möchte ich persönlich auf den Epilog, denn für mich war es ebenso wichtig die Geschichte nach der Geschichte zu erfahren.