Wir sind doch Schwestern

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Eine schöne, berührende Geschichte über Liebe, Loyalität und Vergebung, das ist mein erster Eindruck, nachdem ich den Roman „Wir sind doch Schwestern“ gerade beendet habe. In diesem Buch verarbeitet Anne Gesthuysen einen Teil ihrer Familiengeschichte anhand der Schicksale ihrer drei Großtanten Gertrud, Paula und Katty. Gertruds bevorstehender 100ster Geburtstag ist nicht nur Anlass für eine große Familienfeier, sondern bietet den Schwestern auch Gelegenheit, über ihr Verhältnis zueinander und ihre Vergangenheit nachzudenken. Die Geschichten der Schwestern sind mit einander verwoben, ein wichtiger Drehpunkt sind der Tellmannhof, auf dem auch das Fest stattfindet,  und sein früherer Eigentümer Heinrich Heegmann.

Anne Gesthuysen lässt die Schwestern in Rückblenden von zentralen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit erzählen. Dabei versucht sie, die Erzählerinnen ihre Beweggründe und Gedanken reflektieren zu lassen, ohne die Geschehnisse und Entscheidungen selber zu werten. So offenbaren sich auf sehr sensible, feinfühlige Art die Familiengeschichten der Heegmanns und Franckens. Aufgrund ihres hohen Alters, Paula ist ebenfalls bereits 98 Jahre alt, Katty ist 84, haben die drei eine Menge erlebt. So bekommt der Leser unter anderem Eindrücke in das Leben auf dem Lande am Niederrhein zu Zeiten der beiden Weltkriege. Die Schwestern stammen aus einfachen Verhältnissen, haben aber eine gute Ausbildung erhalten, die beiden älteren haben als Lehrerinnen gearbeitet. Alle drei besitzen bis ins Alter einen sehr wachen Verstand.

Mich hat der Roman sehr bewegt. Die Schwestern erzählen sehr offen von einschneidenden Ereignissen aus ihrem Leben. Sie hatten alle drei über die Jahre einen engen Kontakt, auch wenn sie in vielen Dingen nicht immer einer Meinung waren. Sie gehen sehr kritisch miteinander ins Gericht, nutzen den Anlass des Fests aber auch als Möglichkeit der Aussprache. Meiner Meinung nach ist es der Autorin gut gelungen, in den einzelnen Abschnitten die Charaktere und Eigenarten der Schwestern sprachlich von einander abzugrenzen. Man fühlt sich ihnen in ihren Schilderungen jeweils sehr nahe.