Wir sind doch Schwestern von Anne Gesthuysen

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In dem Buch " Wir sind doch Schwestern" erzählt Anne Gesthuysen, die man bisher nur als Fernsehmoderatorin kannte, die Lebensgeschichte ihrer drei Großtanten. Die Erzählung entführt uns nach Wardt an den Niederrhein, wo auch die Autorin selbst geboren wurde.


Die drei Schwestern Katty, Paula und Gertrud treffen sich auf dem Tellemannshof, um den 100. Geburtstag von Gertrud zu feiern.
Katty , mit ihren 84 Jahren, die jüngste der Schwestern, ist dort seit vielen Jahren zuhause. Heinrich Hegmann, der ehemalige und inzwischen verstorbene Besitzer des Hofs holte Katty schon als Jugendliche zu sich. Sie war dort Hauswirtschafterin, Kindermädchen für seinen Sohn Theodor, später als Heinrich ein erfolgreicher Politiker wurde, organisierte sie Feste , unterstützte ihn bei seiner politischen Karriere, war seine Vertraute und rechte Hand und wurde in all den Jahren immer unentbehrlicher für ihn.
Obwohl Katty es sich im Geheimen schon gewünscht hätte , ein Liebespaar wurden die beiden nie. Jedenfalls nie öffentlich, denn dazu waren Heinrichs Standesdünkel viel zu groß. Für ihn hatte Katty einfach keinen ausreichenden gesellschaftlichen Rang und wäre als seine offizielle Ehefrau deshalb nie in Frage gekommen. Ihr Verhältnis ging allerdings weit über ein normales Arbeitsverhältnis hinaus, was in all den Jahren auch für viel Gerede und Schwierigkeiten sorgte.
Gerade dieser Standesdünkel und Egoismus von Heinrich war auch schuld, dass er vor vielen Jahren, während des ersten Weltkriegs mit allen Mitteln versucht hat, eine Hochzeit zwischen Gertrud und seinem Bruder Franz zu verhindern. Gertrud konnte ihm nie verzeihen, was er damals getan hat, um sie und Franz, ihre einzige große Liebe, zu trennen und diese Verachtung für Heinrich ist auch der Grund, dass das Verhältnis zwischen Katty und Gertrud seit damals sehr schwierig ist und es kommt oft zu Streitereien zwischen den beiden. Trotzdem lieben die Schwestern sich und Katty möchte nun die gemeinsame Zeit während der Geburtstagsvorbereitungen nutzen und ihre Schwester überreden, zu ihr auf den Tellemannshof zu ziehen.
Die dritte und mit ihren 98 Jahren, die mittlere Schwester, ist Paula.Sie ist die einzige , die verheiratet war und inzwischen Kinder und Enkel hat. Eine glückliche Ehe war aber leider auch ihr nicht vergönnt, ihr Mann fühlte sich leider mehr zu Männern hingezogen, was dann auch viel Leid für alle mit sich brachte. Doch obwohl auch sie ein schweres Schicksal zu meistens hatte, ist Paula bis heute die ausgeglichenste ( und für mich eindeutig die netteste ) der drei. Sie versucht ständig zwischen Gertrud und Katty zu vermitteln, was nicht immer so leicht ist, weil die beiden ziemlich stur sind.

Während die Vorbereitungen für die große Feier in vollem Gange sind, erinnern sich die drei an viele Erlebnisse aus ihrem langen Leben. Es gibt also einen ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Vieles ist erschreckend und traurig zu lesen, zum Beispiel wurde Homosexualität damals noch mit Gefängnis bestraft, geschiedene Frauen wurden schief angesehen und ich war beim Lesen mehr als einmal dankbar, nicht in der damaligen Zeit geboren worden zu sein. Erinnerungen an die Kindheit, Jugend, die beiden Weltkriege, der Verlust geliebter Menschen,die Nachkriegszeit all das ist sehr spannend und ergreifend erzählt.
Durch diese Erinnerungen haben die Schwestern immer mehr das Gefühl, noch einiges untereinander klären zu müssen und so kommen nach und nach Dinge zur Sprache , die vorher nie ausgesprochen wurden.

Mein Fazit:

Den ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit fand ich besonders interessant und der Schreibstil der Autorin ist sehr mitreißend. Mir gefiel die Leseprobe schon sehr gut und ich muss sagen, meine hohen Erwartungen wurden nun sogar noch übertroffen. Ich bin sehr begeistert von diesem Buch und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.