Berührend und lebensnah

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Der Klappentext von "Wir sitzen im Dickicht und weinen" hat mich sofort angesprochen, denn die geschilderte Situation kommt mir vertraut vor. Schwierige Beziehungen in der Familie kennen wir wohl alle – aber was, wenn eine solche Extremsituation wie schwere Krankheit hinzukommt? Man muss Verantwortung füreinander übernehmen, einander nahe sein, obwohl das bei einer schwierigen Ausgangslage der Beziehung nahezu unmöglich scheint. Das Thema des Buchs macht mich also enorm neugierig und bietet jede Menge Identifikationspotenzial, und ich bin gespannt, wie die Autorin (von der ich bisher übrigens noch nie gehört habe), dieses Drama auflöst bzw. behandelt. Interessant finde ich auch, dass Generationenkonflikte in beide Richtungen thematisiert werden: Die Protagonistin ist nicht nur Tochter, sondern auch selbst Mutter, und auch zwischen ihr und dem Sohn Tobi ist nicht alles im Reinen. Hat sie hier vielleicht unbewusst manches aus der eigenen Erziehung weitergegeben, einige Probleme gar über die Generationen hinweg vererbt?

Beim Einstieg in die Leseprobe fiel mir sofort der sehr knappe und eher nüchterne Stil auf. Keine großen Ausschmückungen oder blumigen Bilder, dafür aber sehr viel Prägnanz. Das lasse ich erst mal auf mich wirken. Manchmal wird mir diese Nüchternheit etwas zu blutleer, in diesem Roman scheint sie aber zumindest am Anfang gut zu passen und dem Ganzen Klarheit zu geben. Insgesamt weckt die Leseprobe meine Neugier, während das Cover allein mich wohl nicht zum Kauf verleitet hätte – das wirkt etwas zu beliebig und wenig aussagekräftig.