Angespannte Mutter-Tochter-Beziehung

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WIR SITZEN IM DICKICHT UND WEINEN
Felicitas Prokopetz

Eigentlich hatte „Val“ Valerie mit ihrer Mutter schon seit frühester Kindheit Probleme: Mutter Christina nahm es nie genau mit der Erziehung. Da keiner sie weckte, kam Val selten pünktlich zur Schule und auch für die Zubereitung der Mahlzeiten fühlte sich Mutter Christina nicht verantwortlich. Was die Freunde von Val als „ cool“ bezeichneten, nervte sie. Sie liebte es, bei Oma zu sein. Regeln zu befolgen, aber auch Liebe zu erhalten. Oma hört ihr zu und sie beschäftigte sich mit ihr. Es wurden Spiele gespielt, vorgelesen und lange Spaziergänge gemacht.

Mutter Christina sieht das ganz anders: Immerhin war Val Schuld daran, dass sie es schwer hatte, einen Mann kennenzulernen. Wer wollte schon eine Frau mit so einem Anhängsel, wie sie es hat? Ihretwegen konnte sie nie ausgehen und auch ihr Studium musste sie abbrechen, weil sie mit Val schwanger war. Und auch diese Windeln, die immer gewechselt werden mussten! Warum hat sich die Tochter eigentlich nie dafür bedankt? Ihr ganzes Leben hat sie sich nur für ihre Tochter aufgerieben.

Es ist kompliziert, diese Mutter-Tochter-Beziehung und jetzt ist Christina an Krebs erkrankt.

In Rückblicken erfahren wir Vals Familiengeschichte: Beide Großmütter werden beleuchtet, dabei springt die Autorin nicht nur in der Zeit, sondern lässt auch unterschiedlichste Familienmitglieder zu Wort kommen.
Vier Generationen dürfen wir als Leser begleiten und es wird nicht nur aufgezeigt, wie sich die Familienaufstellung innerhalb einer Familie in diesen fast hundert Jahren veränderte, sondern auch die Stellung der Frau im allgemeinen.

Ob die beiden Frauen es schaffen, sich aufgrund der Krankheit näher zu kommen, müsst ihr allerdings selber herausfinden.

Nachdem ich mich eingelesen hatte, gefiel mir die Geschichte gut. Hilfreich wäre es sicherlich gewesen, einen kleinen Familienstammbaum im Buch zu haben.
Ich glaube, dass ich nicht erwähnen muss, wie sehr mich Christina genervt hat. Ich war absolut im Team Val!
Trotzdem empfand ich das Buch als unglaublich authentisch.
Leseempfehlung für alle, die schwierige Familienkonstellationen mögen.
4/ 5