Familie und ihre Herausforderungen

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Die eigene Familie kann eine ganz schöne Herausforderung sein, das ist in Felicitas Prokopetz‘ Buch nicht anders.
In ihrem Roman steht die Beziehung zwischen der alleinerziehenden Vali, ihrem 16jährigen Sohn Tobi und ihrer Mutter Christina im Vordergrund. Letztere erkrankt an Krebs und statt wie gewohnt auf Abstand zu gehen, verbringt Vali nun deutlich mehr Zeit mit ihr.
Offen tritt zutage, wie sehr Valis Kindheit(serinnerungen) den Umgang mit dem eigenen Sohn und den Blick auf ihre Mutter bestimmen. Kümmerte sich Christina damals kaum um Vali, so scheint Vali Tobi zu übermuttern.
Ganz viele Emotionen kommen hier zutage, die auch aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Hauptsächlich wird aus Valis Perspektive berichtet, doch auch die ihrer Mutter und Großmutter kommen beispielsweise zum Tragen.
Dies soll sicherlich dazu beitragen, eine stimmigere, breiter angelegte Familiengeschichte zu erzählen. Für mich hätte es da allerdings mehr Erzählzeit als auf den 208 Seiten möglich war, gebraucht. So viele kurze Einblicke in Familien zu unterschiedlichen Zeiten, da musste ich immer wieder kurz sortieren, wer hier eigentlich zu wem gehört.
Auf der anderen Seite wurde das Mutter- und (Ehe-)Frausein zu verschiedensten Zeiten in der Schweiz/Österreich beleuchtet. Die Kriegszeit, getauschte Rollen, die Rückkehr zu alten Traditionen, finanzielle Abhängigkeiten - das war durchaus interessant.
Insgesamt habe ich das Buch gern gelesen, nur die Identifikation und das Mitfühlen mit den Charakteren fiel mir schwer - daher 3,5 Sterne für dieses Debut mit dem tollen Cover, dem pinken Einband und dem neongrünen Vorsatzpapier. Andere mit ähnlichen Biografien wird dieser Roman wahrscheinlich mehr als mich berühren.