Große Leseempfehlung

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larissa2808 Avatar

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Valerie ist die Tochter ihrer Mutter Christina und gleichzeitig die Mutter ihres Sohnes Tobias. An beiden Fronten hat sie zu kämpfen: mit der Krebserkrankung der Mutter und dem Wunsch des Sohnes sich auf ein Auslandsjahr in England zu begeben. Es drohen also große Verluste, die nicht einfach zu verarbeiten sein werden.
Neben der Gegenwart geht das Buch auch auf Valeries Kindheit ein und zeigt, wie Christina sich als Mutter schlug. Unangepasst, manchmal kalt, rebellisch. Ganz anders als die Mutterrolle, die Valerie heute für Tobias einnimmt - überfürsorglich, bemutternd, erdrückend. Auch auf die Mütter und das mütterliche Verhalten der Großmütter Valeries wird eingegangen, indem noch weiter in die Vergangenheit zurück gegangen wird. Man versteht also Stück für Stück immer mehr, woher bestimmte Verhaltensweisen vielleicht kommen und wie unterschiedlich die Mutterrolle, nicht nur im Laufe der Zeit, sondern auch typabhängig angenommen wurde.

Das Buch zeigt auf unglaublich schöne Art, wie schwierig es ist, der Rolle als Mutter gerecht zu werden und wie immens das mütterliche Verhalten das Mutter-Kind-Verhältnis lebenslang beeinflusst.

So ist es auch für Valerie schwer, trotz der Erkrankung der Mutter, sich mit dieser auszusöhnen.

"Warum ist es so klar, dass eine Verwandtschaft ersten Grades im Krankheitsfall alles aufwiegt? Warum verklärt der drohende Tod die Dinge so stark, fragt niemand danach, was bisher geschah, darf nicht mehr logisch gedacht werden? Ich habe dafür, die Tochter meiner Mutter zu sein, einen hohen Preis gezahlt. Nicht ich schulde Mama was, sondern sie mir." (S. 130)

Sehr häufig werden ja schwierige Vater-Kind-Beziehungen besprochen - umso schöner fand ich es, wie in diesem Buch einmal dezidiert auf das Verhältnis zwischen Mutter und Kind und die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten eingegangen wird.