Ungewollt toxisch

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katelbach Avatar

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Im Mittelpunkt von Felizitas Prokopetz' Romanerstling steht Valerie, die ihr Leben in Ich-Form beschreibt, wobei ihr Beruf nur ganz am Rand vorkommt. Wesentlich sind ihr die Beziehungen zu ihrer Mutter und ihrem Sohn. Die Mutter mit ihrer Krebsdiagnose fordert mehr, der geradezu unheimlich vernünftige 16jährige Sohn weniger Aufmerksamkeit. Daneben werden auch die Kindheiten der Mutter und der Großmütter beleuchtet, sodass der Roman fünf Generationen umspannt. Die Beziehungen sind allesamt mehr oder weniger toxisch, was ja niemand der Beteiligten so anstrebt. Alle sind guten Willens, bis ihnen das eigene Ego in die Quere kommt.
Das Buch ist voll mit Szenen, die zugleich alltäglich und hochdramatisch sind, wie es wohl jede(r) aus dem eigenen Umfeld kennt. Zu Valeries Talenten gehört, Grabreden (für ihren abwesenden, aber noch lebenden Vater) zu entwerfen und sich Schreckensszenarien (um ihren Sohn) auszumalen. Diese Ausflüge in die Vorstellungswelt entbehren nicht einer gewissen Komik, demgegenüber stehen Ereignisse, die erst nach Phantasie klingen...
In kurzen Kapiteln wechselt die Handlung von einer Epoche zur anderen und damit auch den Schauplatz. Teile spielen in der Schweiz - Schweizerdeutsch kommt mit Übersetzung! Prokopetz schreibt klar und präzise, bleibt nah an ihren Charakteren, auf die sie liebevoll, aber nicht unkritisch blickt.
Ein starkes Debüt, freue mich auf mehr!