Kritzel-Queen und Mystery-Man

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anneteekanne Avatar

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Erin liebt Bücher. Sie hasst ihren stressigen Job in einer Promo-Agentur. Als sie kündigt, will sie ihre Leben aufräumen und stellt ein paar Bücher in den öffentlichen Bücherschrank von Eileen u.a. auch aus Versehen ihr Lieblingsbuch. Als sie ihren Fehler erkennt, ist es zu spät, das Buch ist weg.
Ein paar Tage später findet sie es wieder im Schrank und ein Unbekannter hat ihre Anmerkungen kommentiert. Auf diese Weise entwickelt sich eine Schreib-Beziehung zwischen den beiden und sie spielen sich gegenseitig Bücher zu (Treffen wir uns in …).

"Anderen Leuten etwas über Literatur zu erzählen und sie zu begeistern war mein Ding". Das stellt Erin fest und hilft Highschool-Teenagern, um durch ihre Prüfungen zu kommen. Denn eigentlich wollte sie immer Lehrerin werden und dank ihrer Freundin Cassie, lässt sie sich als Lehrerin ausbilden.

Die Grundidee, dass sich zwei Fremde über ihre Bücherleidenschaft treffen, anonym kennenlernen, nur die Kommentare in Büchern, ausgetauscht über einen öffentlichen Bücherschrank, ist klasse. Die Umsetzung von Tessa Bickers ist ziemlich überfrachtet.
Dafür, dass sich die Protagonisten gut kannten, erkennen sie doch recht wenig ineinander. Es wird immer wieder auf Enemy-to-Lovers hingewiesen, aber es dauert viel zu lange, bis man endlich weiß, was Schlimmes/Dramatisches passiert ist, der Slow-Burn ist echt nur lauwarm gekocht.
Es soll eine Rom-Com sein, aber der Comedy Einfluss ist gering. Müdes Lächeln anstatt Schenkelklopfer. Die Trauer über Verluste und Fehlentscheidungen überwiegt. Ja, das Leben ist kein Ponyhof, definitiv nicht, aber das ist echt zu viel. Beide Erin und James tragen viele Vorurteile mit sich herum und man sieht erst am Ende vielleicht eine Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. Das Schlimmste dabei aber ist, dass ihr Umfeld sie gewähren lässt. Der Satz, warum hast du das nicht früher gesagt, ist eine schöne Verdrängungsfloskel, wenn man an etwas doch kein Interesse hat bzw. bereits eine Meinung dazu.

Das Hörbuch mit den verteilten Rollen von Anna-Lena Zühlke und Alexander Pensel war gut gelesen und hat einen über die Schwächen der Story getragen.

Fazit: Come on Eileen! (Dexys Midnight Runners) habe ich jedes Mal leise gesungen, wenn sie am Bücherschrank waren.