Ein Buch für Alle die wegen einem Schicksalsschlag nicht aufgeben wollen!

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„Auf dieser Seite stehen wir, die Versehrten, und schauen sehnsüchtig auf die andere Seite, die der Sorglosen. Nur wenige kommen von dort rüber, um uns zu besuchen, neidisch gucken wir auf alle, die nach Hause gehen dürfen.“ (S. 88 epub- Format)

Kurze Übersicht:
"Wir von der anderen Seite" erzählt von Rahel Wald, die aus einem heftigen Fiebertraum erwacht und erst mal nicht versteht, wo sie ist und warum hier überall Schläuche und laute Geräusche sind. Dann versteht sie: Hier, ist das Krankenhaus und sie, Rahel, lag im Koma. Insgesamt fünf Wochen lag sie bewusstlos im Krankenhaus, inklusive eine Woche Aufwachphase, in der ihr die "Koma-Drogen" ihrem Körper langsam entzogen worden sind.
Rahel ist Komödienautorin und versteht schräge Figuren und absurde Situationen durchaus, aber auf der anderen Seite gewesen zu sein, ist wieder etwas ganz anderes. Vor allem, lösen die Entzugserscheinungen der Medikamente, Albträume oder tanzende, und winkende Eichhörnchen aus.
So verrückt wie Rahel selbst ist, kann sie sich zum Glück auf die bedingungslose Unterstützung ihrer selbst völlig verrückten Familie, in jeglicher Lebenslage verlassen.
Und so nimmt Rahel ihr chaotisches, aber so kostbares Leben selbst in die Hand und will sich nicht mehr nach fremden Erwartungen richten.

Eigene Meinung zu Geschichte, Aufbau, Schreibstil & Figuren:
Anika Decker erschafft in ihrem Roman eine liebevolle, humorvolle und aber auch melancholische Protagonistin die jeglichen Schicksalsschlägen trotzt und wieder davon angetrieben wird, stets weiter zumachen, ganz gleich wie schlecht es ihr geht.
Mit ihrer locker leichten Sprache entwirft Decker einen Sog, den man einfach nicht entkommen kann. Sie hat eine Balance für das richtige Maß an Spannungsaufbau und dessen Lösung gefunden, nie ein Spannungsloch zuhaben, oder zu viele Fragen auf einmal aufzuwerfen.
Während Rahels Schritte einzeln erklärt und beschrieben werden, wie sie ihre Genesung beschreitet mit Höhen und Tiefen, wirkt es aber nie zu viel, sondern sobald der Leser die Situation mit Gefühlen und Sinneseindrücken für sich voll und ganz erfasst hat, schreitet die Geschichte weiter voran. Man fiebert als Leser mit, ob die nächste Krankenstation, die nächste Untersuchung so verläuft wie man es sich für Rahel und ihre Familie erhofft.
Aber auch Rahels Bruder, Juri, findet seinen bedeutenden Platz während ihrer Genesung, sowie ihre beiden Eltern, die mit weniger oder auch mal zu viel Enthusiasmus Rahel helfen wollen.
Olli, Rahels fester Freund seit sechs Jahren, weiß man recht früh einzuschätzen, wobei man als Leser gerne mal Rahels Entscheidungen in Bezug auf Olli anzweifelt.
Aber auch hier erlebt man noch einige Überraschungen die während Rahels Weg auftauchen.
Alle Charaktere in diesem Roman sind mit einem perfekten Maß an Detail und Gefühl entworfen worden, so das der Leser von Seite eins an bis zum allerletzten Satz mitfühlt und mitfiebert, ohne jemals zu viel von einem Charakter zu haben.
Neben diesen ganzen ernsten Themen tauchen immer wieder Szenen auf, die einen schmunzeln lassen und gerne mal einen Aha-Moment auslösen.

Fazit:
Dieser Roman ist seit langem einer der authentischsten und von einer Leichtigkeit beflügelten Romane die ich lesen durfte. Eine absolute Empfehlung für Alle, ganz gleich Alter, Geschlecht oder Geschmack.