Es wäre mehr drin gewesen

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julie1602 Avatar

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Die Drehbuchautorin Rahel erwacht aus einem merkwürdigen Fiebertraum, in dem Monster und winkende Eichhörnchen die Hauptrollen spielten – erst nach und nach wird ihr behutsam von ihrer Familie und den Ärzten beigebracht, dass sie nach einer Sepsis mit multiplem Organversagen eine Woche im Koma lag. Sie muss sich mühsam ins Leben zurückkämpfen und erlebt dabei immer wieder gesundheitliche Rückschläge sowie zwischenmenschliche Enttäuschungen beruflicher wie privater Natur. Das alles schildert sie aus der Ich-Perspektive mit einer guten Portion Humor und Selbstironie – so ist es jedenfalls gewollt, aber „gewollt“ ist ein gutes Stichwort, denn mich hat die Geschichte leider nicht so sehr gepackt, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Man merkt doch, dass die Autorin Anika Decker sonst eher seichtere Stoffe schreibt – tatsächlich ist sie selbst Drehbuchautorin (unter anderem stammt das Buch zu „Keinohrhasen“ von ihr) und Rahels Geschichte ist vielleicht nicht zu 100%, aber offenbar in großen Teilen ihre eigene. Bei der Bewertung muss ich daher klar die persönliche Anteilnahme vom literarischen Urteil trennen. Keine Frage - was die Protagonisten und wie gesagt offenbar auch die Autorin selber erlebt haben, ist schrecklich. Ich hoffe, dass das Schreiben dieses Romans Anika Decker dabei geholfen hat, diese schlimme Erfahrung zu verarbeiten. Leider hat sie mich mit ihren Schilderungen aber nicht so ganz ein- und mitgenommen. Der Ansatz, sich so einem schwierigen Thema mit Humor zu nähern, in allen Ehren – einige Stellen sind wirklich lustig, andere aber eher albern, und große Teile der Geschichte liegen irgendwo dazwischen und zündeten bei mir einfach nicht richtig. Das „geheimnisvolle“ Verhalten von Rahels Freund wurde mir auch etwas zu plump aufgelöst und letztendlich ist mir der ganze Roman etwas zu langatmig geraten. Alles in allem ein Buch, das man mal lesen kann, aber sicher kein „Must-read“.