Humorvoll und bewegend zugleich

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buecherduft Avatar

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Meine Meinung

Dieser Roman von Anika Decker hat mich wirklich überrascht. Als ich die Beschreibung des Buchs gelesen habe, habe ich eine traurige Geschichte erwartet. Und ja, das Schicksal von Rahel Wald ist sehr bewegend. Die Protagonistin ist dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen und muss sich nun zurück ins Leben kämpfen. Womit ich jedoch nicht gerechnet habe, ist, auf welch eine humorvolle Weise man so eine tragische Geschichte erzählen kann. Anika Decker hat durch ihren Schreibstil ein komplettes Gefühlschaos in mir verursacht. In einem Moment lache ich über den Humor, den Rahel noch in ernsten und lebensbedrohlichen Situationen hervorbringt, und im nächsten Moment ist mir zum Weinen zumute. Ein wahres Wechselbad der Gefühle!

Als Leser schließt man Rahel sofort ins Herz. Es ist toll, dass sie trotz der vielen Rückschläge nie den Humor verliert. Die schnelle Verbindung zur Protagonistin entsteht unter anderem dadurch, wie die Geschichte von Rahel erzählt wird: der Roman wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt und ist eine Art innerer Monolog. Der Leser kann somit jeden Gedankengang von Rahel verfolgen und erfährt auch erst nach und nach – so wie Rahel selbst – die Vorgeschichte und den Grund für das Koma. Ab und zu tauchen auch Erinnerungsfetzen aus Rahels Kindheit und Jugend auf, die ihr heutiges Ich erklären. Somit entwickelt der Leser ein immer tieferes Verständnis für die Protagonistin.

Rahel muss diesen Kampf glücklicherweise nicht alleine durchstehen. Ihre Familie steht ihr in dieser schweren Zeit immer bei und kümmern sich liebevoll um sie. Eine weitere wichtige Rolle in Rahels Leben spielt Olli, ihr Freund. Dieser gibt auch sein Bestes, um mit der neuen Lebenssituation von Rahel zurecht zu kommen, doch immer wieder scheint es, als stehe er nicht so zu der Protagonistin, wie der Rest der Familie…

Fazit

„Wir von der anderen Seite“ von Anika Decker hat mich tatsächlich überrascht durch den vielen Humor bei einer so ernsten Thematik. Dabei ist der Humor keineswegs unangebracht oder albern.

Durch die Geschichte von Rahel wurde mir erst bewusst, was kranke Menschen alles durchmachen müssen. Mir war natürlich klar, dass es keineswegs eine leichte Situation ist, doch wer hätte gedacht, dass eine Rechnung so belastend sein kann, dass man sie tagelang meidet und weint. Es sind viele kleine Dinge, über die man sich als gesunder Mensch keine Gedanken macht, die aber für einen Koma-Patienten eine große Bedeutung haben.

Beeindrucken an der Geschichte von Rahel war für mich, wie detailreich über ihre Zustände geschrieben wurde und wie gut die Autorin über die Abläufe im Krankenhaus und der Reha Bescheid weiß. Das alles wirkt so realistisch und authentisch, dass man denkt, die Anika Decker hätte das alles selbst schon erlebt. Und tatsächlich! Nach einer kurzen Recherche hatte ich die verblüffende Antwort: Anika Decker, die selbst Drehbuchautorin und Regisseurin ist, hat vor fast zehn Jahren das gleiche Schicksal erlebt wie die Protagonistin in ihrem Buch. In ihrem Roman verarbeitet sie ihre eigenen Erlebnisse! Dieser Fakt hat mich sehr beeindruckt, denn dadurch kann sie den Kampf zurück ins Leben so authentisch beschreiben.