Sowohl authentisch als auch witzig. Ja, das geht!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
gaia Avatar

Von

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, also fange ich jetzt einfach damit an: Ich finde das Buch total klasse!

Anika Decker lässt uns in ihrem ersten Roman eintauchen in die Welt einer "fiktiven" (dazu komme ich später noch) Drehbuchautorin, welche nach einer schweren Uro-Sepsis aus dem Koma wieder erwacht. Mit viel Witz schildert sie die schwere Zeit der Genesung danach.
Drei große Themenbereiche habe ich dabei für mich herausgelesen, die mir wichtig sind zu erwähnen. Zum einen schildert Decker äußerst authentisch die Krankenhaussituation auf den verschiedenen Stationen, in den unterschiedlichen Einrichtungen und mit den ganzen Ärzten und Pflegern. All die Passagen finde ich wirklich sehr gelungen. Auch die Schilderungen aus Sicht der Patientin sind, ich sage es gern nochmal, sehr authentisch. Spätestens bei der Hälfte des Buches wollte ich wissen, ob die Autorin selbst eine vergleichbare gesundheitliche Odyssee durchgemacht hat, weil ich es kaum glauben konnte, dass Recherche so dermaßen gut funktionieren kann. Bei Befragung des allwissenden Internets fand ich heraus, dass Decker (ohne, dass dies in der Autorin-Bio im Umschlagtext benannt wurde) tatsächlich eine Sepsis überlebte. Des Weiteren legt die Autorin mit sehr viel bissigen Witz einige Mechanismen des Filmbusiness frei, von denen ich ihr abnehme, exakt so in der Realität auftreten zu können. Zuletzt wird auch die komplizierte Rollenfindung in der Familie und Partnerschaft während und nach einer schweren Erkrankung sehr realitätsnah und nachvollziehbar dargestellt.
Auch wenn das Buch kein biografischer Text sondern ein Roman ist, denke ich, dass viele Erlebnisse der Autorin darin eingegangen sind. Spätestens wer selbst schon einmal in der ganz bestimmten Reha-Klinik an der Ostsee gewesen ist (der Name soll hier nicht enthüllt werden, Insider erkennen sie sofort im Buch) und den ganz bestimmten Arzt mit Joggingpartner dort erlebt hat, wird die Örtlichkeiten und Akteure problemlos identifizieren.

Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte zur Aufmachung des Buches sagen. Mir gefällt sehr, dass sich der Ullstein Verlag dazu entschlossen hat, wie auch schon Hanser bei seiner "Die Nickel Boys"-Veröffentlichung, nicht nur gänzlich auf die Plastikfolie zu versichten, sondern auch noch eine kreative Lösung zur "Verschlussproblematik" zu finden. Aber noch erwähnenswerter ist das schöne Cover des Buches. Das illustrierte Eichhörnchen trifft man natürlich auch im Roman wieder und wie ich bei meinen Internetrecherchen gesehen habe: selbige Illustration scheint ebenso den rechten Unterarm der Autorin zu zieren.

Anika Decker ist aus meiner Sicht ein sehr authentischer, bissig-witziger Roman gelungen, den ich definitiv weiterempfehlen kann und werde.