Forever young!?

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missbibliophile Avatar

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3,5/5 Sternen
Einem Berliner Forscher an der Charité, der eigentlich an etwas ganz anderem forscht, gelingt unbeabsichtigt eines der bahnbrechendsten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte: Er entwickelt ein Medikament, das den Menschen jünger und so quasi unsterblich macht. Die Welt seiner vier Probanden, die als erste die Effekte zu spüren bekommen, ändert sich schlagartig, aber nicht (nur) zum besten.
So würde ich "Wir Werden Jung Sein" von Maxim Leo zusammenfassen, weil ich nicht zu viel vom Inhalt verraten möchte. Das Buch hat ein richtig tolles Coverbild, das perfekt zum Inhalt passt, aber meiner Meinung nach etwas zu spielerisch für den Inhalt ist. Denn der ist brisant und regt zum Nachdenken an. Würde man gerne körperlich jünger werden und dem Altern, sowie vielen Krankheiten ein Schnippchen schlagen wollen, wenn man seine Persönlichkeit, Erfahrungen, etc. behalten könnte? Wenn ja, wie lange wäre ein Leben lebenswert, bevor die Nachteile einer Gesellschaft, in der niemand stirbt, aber auch kaum jemand neu geboren wird (um eine Überbevölkerung zu vermeiden), einem die Lust am Leben nehmen? Diese und ähnliche Fragen habe ich mir beim Lesen gestellt, habe aber keine für mich zufriedenstellenden Antworten finden können.
Die Protagonisten haben es auch nicht einfacher für mich als Leser gemacht, denn (fast) alle hatten mit erheblichen Nachteilen zu kämpfen, nachdem sie jünger geworden sind. Ihre Geschichten hat Leo realistisch dargestellt, allein das Kapitel über Wenger, den älteren Immobilienunternehmer fand ich eher klischeehaft.
Das und die Tatsache, dass einige Ungereimtheiten, die mich beim Lesen gestört haben, sind der Grund warum ich dem Buch nur 3,5/5 Sternen gebe.
Die Ungereimtheiten sind mir in den Kapiteln über Wenger und Verena eingefallen.
Wenger heißt "Alfred", als er eine ahnungslose Sekretärin zurechtweist und dann plötzlich aber "Karl Nikolaus".
Verenas Alter ändert sich ständig. Die Handlung setzt im Juni 2024 ein und Verena wird als 34-jährig beschrieben. Also muss sie 1989 oder 1990 geboren sein. Dann heißt es, dass sie während der Olympischen Spiele in Athen 2004 16 Jahre alt war. Und dass die Spiele vor 18 Jahren stattgefunden hätten. Dann müsste sie 1987 oder 1988 geboren sein. Und das aktuelle Jahr muss 2022 sein. Dann sagt sie von sich, dass sie beim Mauerfall drei Jahre alt gewesen war. Also 1985 oder 1986 geboren. In einem späteren Kapitel steht dass sie mit 17 olympisches Gold in Rom geholt hätte. Die olympischen Spiele haben 1960 in Rom stattgefunden.
Das, was ich hier aufgezählt habe, mag pedantisch sein, aber ich finde es sehr schade, wenn Autoren auf so Kleinigkeiten nicht achten und so aufmerksame Leser*innen aus dem Lesefluss werfen. Da geht ein Teil des Lesevergnügens zumindest für mich flöten.