Spannendes Gedankenexperiment

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Maxim Leo führt die Leser*innen auf eine 300-seitige Reise durch ein unerwartetes Szenario: Eine Medikamentenstudie an der Berliner Charité lässt eine Gruppe von Teilnehmer*innen plötzlich jünger werden, was nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch die Gesellschaft um sie herum auf den Kopf stellt. Wir begleiten Jakob, Jenny, Wenger und Verena durch kurze, prägnante Kapitel, in denen sie mit den Folgen dieses unerwarteten Ereignisses konfrontiert werden. Jakob verliert seine Lust, Jenny wird überraschend schwanger, Wenger blüht auf und Verena erzielt überraschende Erfolge als Ex-Sportstar. Doch als die Welt von ihrer Verjüngung erfährt, geraten die Dinge außer Kontrolle.

Der erfrischende und leicht zugängliche Schreibstil von Leo, gepaart mit seiner subtilen Ironie, macht das Gedankenexperiment zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis. Er wirft dabei tiefgründige ethische und gesellschaftliche Fragen auf, die mit der Möglichkeit der biologischen Verjüngung einhergehen, und regt zum Nachdenken über die Konsequenzen wie Überbevölkerung oder ausbleibende Schwangerschaften an.
Leider muss ich allerdings zugeben, dass ich zu keiner der Figuren eine echte emotionale Bindung aufbauen konnte. Vielleicht lag das daran, dass einige Charaktere etwas klischeehaft wirkten, wie etwa Wenger als eiskalter Patriarch. Dadurch fiel es mir schwer, mit ihren Schicksalen mitzufühlen. Ein weiterer Kritikpunkt ist das letzte Drittel des Buchs, das etwas konstruiert wirkte und daher meiner Meinung nach viel Potenzial verschenkt hat. Auch das abrupte Ende, das etwas überstürzt erscheint, konnte mich nicht vollständig überzeugen. Hier hätten ein paar mehr Seiten sicherlich geholfen, die Handlung insgesamt besser abzurunden.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte bleibt "Wir werden jung sein" ein außergewöhnlicher und empfehlenswerter Roman, der die Leser*innen auch nach dem Zuklappen des Buches noch beschäftigen wird.