Verjüngung

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“Wir werden jung sein” von Maxim Leo handelt von einer Medikamentenstudie an der Berliner Charité, welche plötzlich bei den teilnehmenden Personen einen Verjüngungsprozess in Gang setzt.
Vier externe Probanden mit schlechten gesundheitlichen Prognosen erleben durch das neue Medikament einer Studie nicht nur positive, sondern auch negative Erlebnisse.
Jakob ist siebzehn, frisch verliebt und entsetzt, dass seine DNA bereits die eines Kindes aufweist. Jegliche sexuelle Handlungen mit seiner Freundin Marie scheitern und auch seine Lust hat sich verflüchtigt. Liegt es an dem neuen Medikament? Seine Verzweiflung ist groß, auch wenn Marie sagt, es wäre nicht schlimm.
Verena, Schwimmerin und ehemalige Olympiasiegerin nimmt am “Rentnerrennen” in Athen teil. Ihre Zeit für die 100 Meter Freistil ist jedoch so gut, dass ihr der internationale Schwimmverband Doping vorwirft. Liegt es an dem neuen Medikament, was ihr verordnet wurde?
Wenger, ein schwerkranker Immobilienhändler gesundet auf wundersame Weise und seine Erben sind nicht nur erfreut. Auch seine geliebte Frau Mathilde weiß nicht mit der Situation umzugehen und Wenger überlegt zum ersten Mal, was er mit seiner geschenkten Zeit anfangen möchte.
Jenny, eine Frau, die nach vielen klinischen Versuchen ihren Kinderwunsch begraben hatte, wird plötzlich schwanger.
Der Wissenschaftler und sein alternder Hund nehmen auch das Medikament und stellen eine Verjüngung fest.
Die Öffentlichkeit erfährt von dieser Neuigkeit und nicht nur moralische und ethnische Fragen werden gestellt. Wer darf dieses Medikament erhalten und spielt Geld und Macht eine Rolle?
Der Forscher wird durch Aktivisten auf die Ungerechtigkeit in der Gesellschaft aufmerksam gemacht und doch stellt sich ihm immer wieder sein Ehrgeiz und sein Erfolg in den Weg, die Dinge im Außen objektiv zu betrachten. Seine Welt befindet sich im Labor und sein größter Erfolg liegt vor ihm …
Der Autor beschreibt humorvoll und zugleich sehr ernst die Problematik der eigenen und gesellschaftlichen Sichtweise auf den Verjüngungsprozess.
Was bedeutet dies für den einzelnen Probanden und für die Gesellschaft? Große Fragen werden gestellt und von verschiedenen Seiten beleuchtet; nicht alle Antworten werden gegeben und doch bleibt dieser Roman sehr lange in Erinnerung.
Kann der Mensch diese Verjüngung uneingeschränkt genießen, wie stark beeinflusst es sein derzeitiges Leben und ist es wirklich von Vorteil eine junge DNA und einen reifen Geist zu besitzen?
Nicht jeder der Probanden kommt mit dieser geschenkten Zeit und körperlichen Veränderung klar, die Endlichkeit ist uns vorgegeben und ist es nicht ethisch unverantwortlich in dies einzugreifen?
Die Gedankenmuster, was es für Auswirkungen auf die jetzige und künftige Generation haben würde , auf die gesamte Menschheit, ihre Fortpflanzung und Lebensqualität auf Erden, sind unglaublich gut ausgearbeitet.
Maxim Leo zieht uns in ein Gedankenexperiment, welches uns sehr nachdenklich zurücklässt. Er zeichnet liebevoll die Charaktere und deren Problematik mit ihrer gewonnenen Lebenszeit. Mitfühlend und verständnisvoll geht man als Leser mit den ethnischen Fragen um.
Der Autor zeigt uns die vier Teilnehmer mit ihren Erlebnissen innerhalb eines Jahres auf und ihre ungewisse Reise wird authentisch dargestellt.
Positive und negative Ereignisse gehen Hand in Hand und der Autor beschreibt in einzelnen Kapiteln das Leben und die Empfindung der Probanden.
Mit einer Prise Humor begleitet er die Charaktere durch die turbulente Zeit und zeigt auf, dass Veränderung nicht für jeden geeignet ist.
Der flüssige und geradlinige Schreibstil geben dem Roman seine ganz eigene Note.