Hartnäckigkeit zahlt sich aus

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daphne1962 Avatar

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Man hört es ja häufiger, dass Polizisten mit sogenannten Cold Cases noch
jahrelang beschäftigt sind. Gründe dafür gibt es reichlich. Der Autor Jorn Lier Horst hat solch eine Geschichte in seinen Krimi "Wisting und der Tag des Verschwindens" verfasst. Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse ist es erschienen, auch ist Norwegen in diesem Jahr das Gastland. Das passt hervorragend.

Kommissar William Wisting nimmt sich jedes Jahr die Akte der vermissten Katharina Haugen vor. 24 Jahre ist es her, seit sie verschwand. Der Ehemann hatte ein Alibi, war zu weit weg vom Haus der Eheleute. Auch besucht Wisting den Ehemann immer am 10. Oktober, jedes Jahr aufs Neue. Er hat sich im Laufe der Jahre mit Martin Haugen angefreundet. Es ist zu einem Ritual geworden. Nur ist in diesem Jahr Martin Haugen nicht auffindbar. Das ist sonderbar. Während Wisting sich auf die Suche nach ihm macht, bekommt er einen neuen Ermittler zur Seite gestellt, der an einem anderen Vermißtenfall arbeitet. Der junge Adrian Stiller, der sich in Oslo auf Cold-Cases spezialisiert hat. Dieser eröffnet ihm, das Martin Haugens Fingerabdrücke an einem Erpresserbrief gefunden wurden. Nun wirft auch der alte Fall ein ganz neues Licht auf die damaligen Ereignisse. Können sie nun der Suche etwas näher kommen? Gibt es da Verbindungen zu dem früheren Vermisstenfall? Heutzutage hat die Kriminalpolizei noch mehr Möglichkeiten alte Fälle aufzuklären, dank DNA, die es so vor über 20 Jahren noch nicht gab.

Der Autor beschreibt akribisch jeden Hinweis, der mal in diesem Fall aufgetaucht ist so das der Leser leicht beim Ermitteln sich selbst seine Gedanken machen kann. Wiederholungen helfen dabei, weitere Überlegungen zu eröffnen.

Für mich war dieser Autor eine neue Entdeckung aus dem Büchermeer der Norweger. Im Hinterkopf hatte ich immer den original Kripobeamten, der er ja mal in Wirklichkeit gewesen ist. Daher kennt er sich mit der Polizeiarbeit auch gut aus und es wirkte dann auch alles sehr authentisch. Durch die journalistische Arbeit von Wistings Tochter kommt der Leser dann auch allen Beteiligten an dem anderen Vermisstenfall sehr nahe und erlebt deren Sichtweise hautnah. Es war ein solider und Krimi, bei dem sich der Spannungsbogen erst langsam in Gang setzte und am Ende zum Showdown entwickelte. Ich bin schon sehr gespannt, auf Kommissar Wistings neuen Fall, der im nächsten Jahr erscheinen wird.