Wirkt ausgesprochen realistisch

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xirxe Avatar

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William Wisting ist seit vielen Jahren ein erfolgreicher Kommissar. Und so ist es kein Wunder, dass ihn das nicht geklärte Verschwinden von Katharina Haugen vor 24 Jahren noch immer keine Ruhe lässt. Jedes Jahr trifft er sich an dem Tag, an dem sie verschwand, mit ihrem Ehemann Martin Haugen, den er damals verdächtigte, aber dem nie etwas nachgewiesen werden konnte. Doch in diesem Jahr erfährt Wisting, dass Haugens Fingerabdrücke in einem anderen Fall aufgetaucht sind. Und am Tag ihres jährlichen Treffens ist er nicht aufzufinden.
Ob William Wisting tatsächlich der beste Kommissar Norwegens ist, wie das Cover behauptet, sei dahingestellt - immerhin gibt es da beispielsweise Harry Hole (und vermutlich noch andere ;-)). Und in puncto Überraschungen, Action und Gewalt kann Wisting mit Harry Hole definitiv nicht mithalten. Dies hier ist ein sich fast schon gemächlich entwickelnder Krimi, bei dem man gefühlt beinahe in Echtzeit die Ermittlungen und Gedankengänge der jeweiligen ProtagonistInnen nachvollziehen kann. In erster Linie ist es natürlich Wisting, der diesen Vermisstenfall mittlerweile seit Jahrzehnten verfolgt. Dazu kommen noch seine Tochter Line, die als Journalistin an einer Reportage über eine unaufgeklärte Entführung schreibt. Und Adrian Stiller, ein Ermittler aus Oslo, der sich um alte ungelöste Fälle kümmert.
Durch dieses sich langsame Annähern war ich als Lesende in der Lage, praktisch zeitgleich mit den handelnden Personen zu ähnlichen Folgerungen zu kommen wie diese. Das führt dazu, dass es zwar keine allzu grossen Enthüllungen und Aha-Effekte gibt, aber das starke Gefühl entsteht, hier einer echten Geschichte zu folgen. Vermutlich ist dies der Grund, weshalb trotz vergleichsweise wenig Action und Überraschungen dieser Krimi bis zum Ende packend und spannend blieb. Ich schätze, ich werde mir die anderen Krimis mit Herrn Wisting auch mal anschauen :-)