Die dreizehnte Tafel – ein starkes „Young Adult“ Fantasy-Debut

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smartie11 Avatar

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Zum Inhalt:
Anglia im Jahr 1558: Das Land wird von König Malcolm regiert, dessen Inquisitor Blackwell die Gesetzte des Königreichs mit eiserner Hand durchsetzt. Die Nutzung von Magie jeglicher Art ist strengstens verboten und so werden Zauberer, Hexen, Totenbeschwörer und Heiler von den Hexenjägern des Inquisitors gejagt und inhaftiert, mit der Aussicht, unbarmherzig auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.
Als bei der sechzehnjährigen Hexenjägerin Elizabeth Grey selbst ein Bündel Heilkräuter gefunden wird, fällt auch sie bei ihrem ehemaligen Mentor Blackwell in Ungnade und wird ins Verließ im gefürchteten Fleet-Gefängnis geworfen…

Meine Meinung:

„Witch Hunter“ ist der Debut-Roman der Autorin Virginia Boecker, die in London über vier Jahre die Geschichte des Mittelalters in England recherchiert hat. Dieses breite Wissen merkt man dem Roman deutlich positiv an, auch wenn er insgesamt in das Genre „Young Adult Fantasy“ fällt.

Der Start in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, er war spannend und actionreich und hat mich mitten in die Handlung hineinkatapultiert und an die Geschichte gefesselt. Die Anzahl der Charaktere ist zu Beginn recht übersichtlich, so dass sie mir schnell vertraut wurden, allen voran natürlich die Protagonistin Elizabeth.

Der Spannungsbogen hat sich sehr schnell und sehr steil entwickelt und seinen ersten Höhepunkt erreicht, als Elizabeth selbst im „Fleet“ inhaftiert wird (S. 62: „Das Fleet ist weniger ein Gefängnis, sondern vielmehr das Fegefeuer: ein Ort des Wartens, der Qual, wo Menschen ohne Hoffnung ausharren müssen, in der Gewissheit zu sterben.“). Im Mittelteil der Geschichte hat der Spannungsbogen dann wieder etwas nachgelassen, zu Gunsten der Weiterentwicklung der Story und der Charaktere. Hier hätte für meinen Geschmack ruhig etwas mehr passieren dürfen. Im letzten Drittel nimmt die Geschichte dann dafür wieder rasant an Fahrt auf und steigert sich kontinuierlich bis zum großen Showdown: Das Finale der Geschichte ist wirklich sehr spannend, actionreich und schon fast atemlos. Virginia Boecker hat es hierbei sehr gut geschafft, Elizabeth und mich als Leser gleichfalls längere Zeit rätseln zu lassen, ob die Geschehnisse nun Realität oder Illusion sind, so dass diese Sequenz schon fast etwas Surreales an sich hatte. Am Ende hat die Autorin ihre Geschichte zu einem dramatischen, packenden und gleichfalls überzeugenden und nachvollziehbaren Ende hin entwickelt und auch mit der ein oder anderen Überraschung aufgewartet, so dass sich für mich insgesamt eine sehr stimmige und runde Story ergeben hat.

Die Charaktere haben mir durchweg sehr gut gefallen, sowohl auf Seiten der Guten als auch auf Seiten der Bösen. Die Hauptcharaktere sind sauber herausgearbeitet, haben ihre Ecken und Kanten und haben mitunter eine deutliche Weiterentwicklung im Verlauf der Story genommen, so dass mir einige davon während des Lesens regelrecht ans Herz gewachsen sind. Auch das Setting habe ich als sehr gelungen empfunden. Es ist authentisch und eine schöne Mischung aus historischer Mittelalter- und Fantasy-Welt. Es ist leicht, tief in die Fantasy-Welt von „Witch Hunter“ einzutauchen. Besonders gut gefallen hat mir das Setting beim Winternacht-Fest, das mich beim Lesen schon sehr an Shakespeares Sommernachtstraum erinnert hat.

Sowohl die Charaktere als auch die Story bieten noch viel Potenzial für weitere Bücher. Ich freue mich, dass auf der Homepage der Autorin bereits der zweite Teil angekündigt ist („The King Slayer“ / Original VÖ 14.06.2016).

Dieses Buch ist genau das Richtige für Freunde von Büchern wie „Elias & Laia“, „Zorn und Morgenröte“ oder auch „Die dreizehnte Fee“.

FAZIT:
Ein starkes Debut: Spannend, überzeugend und mit viel Potenzial für weitere Bände!