Vom Jäger zum Gejagten

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isbel Avatar

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Witch Hunter spielt in einem Paralleluniverum des mittelalterlichen Englands, in dem die Magie real ist und das Volk gespalten zwischen Magiehassern und Reformisten. Die einen behaupten, dass die Pest von einem Magier geschaffen wurde und nur Böses dadurch entstehen kann; die anderen sehen die Magie als neutrales Werkzeug an, welches für böse und gute Zwecke genutzt werden kann. Der König des Landes gehört zu den Magiehassern und erließ Gesetze, welche dem Inquisitor Blackwell erlauben, jeden Zauberer und jede Hexe zu verbrennen. Zur Verhaftung dieser Personen bildet Blackwell Hexenjäger aus. Aus diesen Reihen stammt auch unsere Protagonistin Elizabeth Grey, die sich bald vor die Wahl gestellt sieht: Was ist Lüge, was ist Wahrheit? Und wem kann sie vertrauen?

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Elizabeth erzählt, wodurch der Leser sehr nah an ihrem Innenleben ist und sich mit den Informationen begnügen muss, die Elizabeth erhält. Am Anfang fand ich es unglaubwürdig, dass Elizabeth Magie hasst und die Gesetze verteidigt, gleichzeitig aber selbst Hexenkräuter benutzt, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Ihren Hass auf die Magie kann ich verstehen. Schließlich wurde in dieser Welt die Pest durch Magie erschaffen und sie hat dadurch ihrer Familie verloren. Auch dass ihre komplette Kindheit durch die Geschichten und Erklärungen von Blackwell geprägt wurde, erklärt ihre Einstellung dazu. Wenn man einem Kind dauernd erzählt, etwas sei Böse, dann glaubt es auch daran. Allerdings finde ich, dass sie spätestens, als sie selbst die Hexenkräuter nutzt, ihre Meinung über Magie hätte reflektieren müssen. Spätenstens zu diesem Zeitpunkt hätte sie doch erkennen müssen, dass Magie auch zu guten Zwecken eingesetzt werden kann. Bezogen auf ihre ganze Entwicklung im Buch hätte ich mir ihren Einstellungswandel ausführlicher gewünscht.
Bei der Ich-Perspektive besteht in meinen Augen immer die Gefahr, dass Nebencharaktere nicht gut genug dargestellt werden können. Man konnte sie nur durch die Augen von Elizabeth sehen und so blieb viel im Dunkeln. Für die Fortsetzung würde ich mir wünschen mehr von ihnen zu erfahren. Besonders über John und Caleb, da ich das Gefühl habe, dass diese beiden noch eine sehr wichtige Rolle spielen werden.
Auch über die Magie und all die Wesen möchte ich mehr erfahren. Besonders über Wiedergänger. Jemand Toten zum Leben zu erwecken, wurde am Beginn der Geschichte als ziemlich ekliges Ereignis beschrieben und dann lernt man später Skyler kennen.

Durch immer neue eintretende Ereignisse und unvorsehbaren Erkenntnissen konnte die Spannung über das gesamte Buch aufrecht erhalten werden. Die Geschichte ließ sich daher sehr flüssig und zügig lesen. Auch der angenehme Schreibstil trug dazu bei.

Alles in allem hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Durch die fehlende Charaktertiefe und den vielen Fragen zur Magie und den ganzen Wesen bin ich aber doch etwas enttäuscht.