Lebendige Figuren, gefühlvolle Erzählung und traumhaftes Setting

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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Aufmachung:
Wie auch schon bei den beiden Vorgängerbänden kann ich die Gestaltung von „With You I Heal“ nur loben! ♥
Ich liebe das hoffnungsvolle Orange, die durchscheinenden Blütenblätter, die an eine Tulpe erinnern, und den weißen geschwungenen Titel darüber. Ein tolles Detail sind dazu die goldglitzernden Sprengsel um den Titel herum, die den Gesamteindruck abrunden und das Buch zu einem wahren Hingucker machen.
In der vorderen Innenklappe findet man wieder ein zu den Protagonisten und Belmont Bay passendes Moodboard mit dem Zitat „Liebe kann nichts heilen. Wir können uns nicht gegenseitig helfen. Aber wir können füreinander da sein. Und ich werde für dich da sein.“, was die Stimmung und die Thematik des Buches gut widerspiegelt.


Meine Meinung:
Bereits der erste Band hat mir ja sehr gut gefallen und nach dem zweiten Band war ich überzeugt davon, dass er nicht getoppt werden könnte – und dann kam „With You I Heal“!
Schon auf den ersten Seiten habe ich gemerkt, dass dieses Buch etwas ganz Besonderes sein, dass es mich tief berühren würde, auch wenn inhaltlich da vielleicht noch gar nicht so viel passiert ist.

Das liegt einfach an dem wunderschönen, leichten und romantischen Schreibstil der Autorin, mit dem sie nicht nur die träumerische Kleinstadtstimmung von Belmont Bay perfekt einfängt, sondern auch mit Leichtigkeit immer den richtigen Ton für ihre Protagonisten trifft.
Man merkt schnell, dass sowohl Arin als auch Sophia schwere Päckchen zu tragen haben, wobei man ja zumindest Arin bereits ein wenig aus den Vorgängerbänden kennt. Aber auch Sophias Last wird einem schnell klar, und auch wenn natürlich noch nicht absehbar ist, wohin die Reise der beiden führen wird oder wie ihre gemeinsame Vergangenheit ausgesehen haben mag, fühlt man doch bereits sehr früh, dass einen die Schicksale der beiden Protagonisten sehr mitnehmen werden.


Ich bin eigentlich kein besonders großer Fan von Second Chance-Romances (sie können mich oft einfach nicht begeistern), spürt man hier doch sehr stark das Feuer zwischen Sophia und Arin und sieht die Funken regelrecht sprühen. Das liegt an der hervorragenden Chemie zwischen den beiden Protagonisten, die nicht nur für sich genommen großartig geschriebene Figuren sind, sondern sich auch zusammen super ergänzen und einander helfen, zu heilen, zu lernen und zu wachsen, und zwar ohne voneinander abhängig zu werden. An dieser Stelle fällt dann auch auf, dass der Titel einfach perfekt auf Sophias und Arins Geschichte passt!
Die Rückblenden, die die gegenwärtige Handlung zwischendurch unterbrechen, allerdings ohne zu stark aus dem Kontext zu reißen, zeigen, wie stark sich Arin und Sophia nicht nur in den inzwischen vergangenen Jahren verändert haben, sondern auch wie sehr sie im Laufe der Handlung wachsen und sich entwickeln.
Kurz gesagt: Die Protagonisten sind einfach ausgezeichnet ausgereifte Figuren!

„Kompliziert. Das trifft es. Zwischen uns ist alles kompliziert, alles voller Funken und voller Angst vor den heißen Flammen, die uns am Ende nur noch mehr Schmerz bereiten – aber manchmal kann Feuer auch etwas Gutes sein, oder? Etwas, das einen wärmt, einem Kraft gibt und all den kitschigen Scheiß, den Shakespeare noch über Liebe schreibt. Wenn ich an Liebe glaube, dann nur, weil es Sophia gibt.“ (S. 153/384)


Neben Sophia und Arin können aber auch die Nebenfiguren hier wieder sehr begeistern! Gerade in so mehrbändigen Romance-Reihen, bei denen es in jedem Band um ein anderes Paar geht, finde ich es immer sehr schade, wenn auf die Protagonisten der früheren Bände kaum noch Bezug genommen wird – dann brauche ich auch keine Reihe, sondern kann einfach Einzelbände lesen.
Justine Pust integriert aber auch hier wieder alle bereits bekannten Figuren in die Handlung, wobei ich es in diesem Fall besonders bemerkenswert finde, wie bunt alle Nebenfiguren selbst neben den beiden ebenso lebendigen Protagonisten sind. Auch wenn es hier primär natürlich um Sophia und Arin geht, nehmen vor allem Sophias Großvater, der alte Bennett, die beiden Rain-Schwestern, Chris und Conner viel Raum in der Handlung ein – jedoch ohne, dass der Fokus auf den Haupthandlungsstrang verlorengeht. Dabei haben vor allem Chris und Conner, aber auch Mia eine gemeinsame Vergangenheit mit Arin, von der man in den Vorgängerbänden (insbesondere „With You I Dream“) bereits ein wenig erfährt, und die nun weiter ausgebaut wird. Man bekommt durch Arins Perspektive noch einmal einen ganz anderen Blick auf das Geschehene, und sein Heilungsweg hilft auch den anderen Figuren bei ihrer Heilung und Entwicklung. Das hat die Autorin hier sehr schön gemacht, finde ich. Die ehemaligen Protagonisten sind hier zwar „nur“ Nebenfiguren, aber dadurch stagnieren ihre Charaktere nicht, sondern werden im Gegenteil nur noch lebendiger.

Vor allem jegliche Handlung rund um den alten Bennett hat mir hier sehr gefallen. Während man die anderen genannten Figuren ja bereits ein wenig kennt, ist einem Bennett bisher nur als etwas grummeliger alter Mann, der am Waldrand wohnt, über den Weg gelaufen. Dadurch, dass er Sophias Großvater ist und sie bei ihm wohnt, lernt man aber natürlich viel mehr Seiten an ihm kennen und er wächst einem schnell sehr ans Herz.
Ein bisschen Sehr traurig bin ich allerdings darüber, dass Chris jetzt gar nicht seine eigene Geschichte bekommen hat, die hätte ich soooo gerne gelesen!!!


Zuletzt kann ich auch den sehr sensiblen Umgang der Autorin mit den ernsten Themen der Drogensucht, HIV, Stigmatisierung, Traumata verschiedener Art sowie Missbrauch loben. Beim Lesen merkt man anhand der erforderlichen Gründlichkeit, mit der Justine Pust da herangeht, dass sie sich ausführlich damit befasst und gut recherchiert hat. Es handelt sich um schwere, bedrückende Themen, aber trotzdem zieht einen das Buch nicht herunter, eher im Gegenteil. Nicht nur durch das traumhafte Kleinstadtsetting ist auch „With You I Heal“ ein wunderschöner Wohlfühlroman, sondern vor allem auch wegen der Wahrhaftigkeit, mit der die Autorin über Sophias und Arins Leben erzählt. Sie schafft es, die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit, zwischen dunklen und fröhlichen Momenten, zwischen Trauer und Romantik zu halten, und dadurch wird „With You I Heal“ echt.

„‚Eine der unglaublichsten Sachen am Leben ist, dass es immer weitergeht. Egal, wie schlimm es aussieht und wie verzweifelt man ist. Es geht weiter. Bis zu unserem letzten Tag haben wir die Chance weiterzumachen.‘“ (S. 242/384)


Fazit:
„With You I Heal“ ist ein wunderschöner Abschluss der „Belmont Bay“-Trilogie, der mich sogar noch stärker berühren konnte als die beiden Vorgängerbände – ich habe zum Schluss doch einige Tränchen verdrückt!
Die Autorin spricht wieder einmal ernste Themen auf besonders sensible Art an und schafft es dabei, die Balance zwischen dunklen und fröhlichen Momenten zu halten, sodass „With You I Heal“ trotz teilweise sehr schweren Situationen niemals herunterzieht, sondern stattdessen bewegt und mitfühlen lässt.
Zusammen mit den beiden vielschichtigen Protagonisten, den lebendigen Nebenfiguren, die man alle bereits aus den Vorgängern kennt und die hier noch weiter entwickelt werden, sowie dem traumhaften Setting Belmont Bays erhält man hier ein großartiges Highlight, das ich nur weiterempfehlen kann!
Ich hätte jetzt aber trotzdem gerne noch Chris‘ Geschichte, bitte.
5/5 Lesehasen.