Eine Frau steht ihren ... was?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kleine hexe Avatar

Von

Philippine Moosleitner ist besser als jeder Mann. Im 18. Jahrhundert durften Mädchen zwar lesen und schreiben lernen, aber höhere Bildung blieb ihnen verwehrt. Erst recht für eine Bauerntochter. Philippine ist intelligent, wissbegierig und hat eine gute Beobachtungsgabe. Sie erkennt als einzige, dass Sepp, der Nachbarsjunge grausam ist und Spaß am Quälen hat. Ausgerechnet ihn soll sie heiraten. Kein Bitten, kein Flehen hilft. Als Tochter hat sie zu gehorchen. Aber sie flieht, schlägt sich nach Wien durch, als Junge verkleidet wird sie an einer Schule aufgenommen, studiert dann weiter in Italien und Portugal, tritt sogar die Reise nach China an, rund um Afrika und Indien. Philippine ist ständig in Gefahr, enttarnt, vergewaltigt oder getötet zu werden.
Skorpil versteht es meisterlich, den Zeitgeist einzufangen, ob arme Bauern, niedrige Huren, wandernde Studiosi, verarmten vergessene Priester in fernen, heidnischen Ländern oder der Kaiser von China und seine Potentaten, sie alle kommen in Clementine Skorpils Buch zu Wort.
Der Schreibstil ist eigenartig. Satzfragmente und Sätze die sich aneinanderreihen, wie nicht zu Ende gebrachte Gedanken, um am Ende doch ein in sich gefestigtes bezauberndes und logisches Gefüge zu ergeben. Allen Kapiteln steht eine chinesische Weisheit vor. Fei Lipu wird aus seinem Werk über das Bauland zitiert. Ich dachte schon, das wäre ein Philosoph wie Konfuzius, aber es ist "nur" ein Bauernmädchen aus dem österreichischen Neulengbach. Genial!