Melancholisch

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libby196 Avatar

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Die Leseprobe entfaltet eine ruhige, eindringliche Erzählweise, die unmittelbar ins Herz trifft. Im Zentrum steht Siv, ein junges Mädchen in Schweden der 1930er Jahre, deren Alltag von familiären Pflichten, gesellschaftlichen Erwartungen und unterdrückten Träumen geprägt ist. Die Sprache ist ruhig, detailreich und zugleich durchzogen von einer feinen Melancholie. Besonders beeindruckend ist die Art, wie die Natur – Schnee, Tauwetter, das Läuten der Glocke – mit der inneren Gefühlswelt der Figuren verwoben wird. Es entsteht eine fast poetische Stimmung, in der das Kleine – ein Schneekorn, eine Schwiele, ein Blick – große Bedeutung erhält.

Der Text schafft es, das Lebensgefühl einer jungen Frau in einer schwierigen Zeit authentisch einzufangen, ohne ins Sentimentale abzurutschen. Stattdessen herrscht eine stille Wut, ein unterdrückter Aufschrei, der immer wieder in kleinen Gesten und inneren Monologen durchscheint. Das macht die Lektüre intensiv und beklemmend – aber auch schön. Man möchte weiterlesen, wissen, welchen Weg Siv nehmen wird, und hofft, dass sie irgendwann den Platz im Leben findet, den sie sich so sehr wünscht.