Berührende Geschichte

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matheelfe Avatar

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„...In Siv brodelt und kocht es. Sie ist siebzehn Jahre alt, und alles, was sie will, ist frei sein, aber stattdessen ist sie gefangen zwischen ihrem Elternhaus und dem wohlhabenden Hof der Anderssons...“

Siv lebt mit ihrer Familie in Nordschweden. Sie hatte davon geträumt, Volksschullehrerin zu werden. Doch nach dem Unfall des Vaters musste sie mit 13 Jahren in Stellung gehen.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen. Das ist zum einen Siv, deren Geschichte 1938 beginnt, zum anderen Eva, die 2022 in das Dorf ihrer Großeltern zurückkehrt.
Der Schriftstil ist sehr gut ausgearbeitet. Er lässt sich flott lesen und bringt die Probleme der Zeit auf den Punkt.
Siv bekommt das Angebot, als Köchin für zehn Waldarbeiter zu arbeiten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten macht ihr der Beruf Spaß. Sie hat freie Hand und muss sich keine Vorschriften machen lassen. Die Verhältnisse werden sehr anschaulich geschildert. Das Leben geschieht auf kleinsten Raum und ist primitiv. Es gibt weder Strom noch fließend Wasser. Gut herausgearbeitet werden die Probleme zwischen den Siedlern und den Waldsami.

„...Wir sollen alle Schweden werden, und das ist doch kaum ein Grund zum Jubeln?...“

Im Jahre 2022 wird Eva, die in einer Forstbehörde arbeitet, in das Dorf ihrer Kindheit geschickt. Dort gibt es Widerstände von Jugendlichen gegen die geplante Abholzung des Waldes. Eva hatte den Ort nach dem Tode ihres Großvaters nie wieder besucht. Sie trifft ihren Jugendfreund und stößt auf ein unerwartetes Familiengeheimnis.

„...Aber was weiß sie eigentlich über die Liebesgeschichte ihrer Großeltern? Womöglich war es ein Auf und Ab, wie in allen anderen Ehen auch...“

Doch auch in der Gegenwart wird deutlich, dass allein der Profit zählt. Da kann Eva noch zu ausführlich über nachhaltige Forstwirtschaft reden. Einmal abgeholzte Wälder brauchen Zeit, bis Neues entsteht. Die Rechte der Sami, die Rentiere halten, werden zwar pro Forma eingehalten, doch praktisch sind sie die Leidtragenden des Politik, auch heute noch.

„...Sie hinterlassen Kahlschläge und Jungwälder und verändern so Schritt für Schritt die Landschaft. Wie können Sie von einem Gleichgewicht sprechen, wenn sowohl Boden- als auch Baumflechten verschwinden?...“

Die Geschichte greift tief in die Problematik unserer Zeit. Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch gut gemacht.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.