Familiengeheimnisse

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nina2401 Avatar

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Wie so oft, liegt in der Vergangenheit ein Geheimnis, das noch in die Gegenwart hineinragt. Hier fand ich das „Geheimnis“ aber sehr unspektakulär. Ulrika Lagerlöf entführt mich in die raue und faszinierende Landschaft Nordschwedens. Auf zwei Zeitebenen erzählt sie die Geschichten von Siv und Eva.

Die siebzehnjährige Siv, die eigentlich Lehrerin werden wollte, wird 1938 als Köchin in ein abgelegenes Waldarbeiterlager geschickt, um so zum Familieneinkommen beizutragen. Die Journalistin Eva kehrt 2022 als PR-Beraterin in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Schnell wird klar, dass Eva die Enkelin von Siv ist.

Die Autorin schildert eindrucksvoll die Härte und Entbehrungen des Lebens in der Wildnis, wobei besonders Sivs Suche nach Freiheit und ihre zarte Liebe zu Nila, einem jungen Sámi, im Vordergrund stehen. Die Zwänge der damaligen Zeit nach kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen.

Der Erzählstrang der Gegenwart ist auf Eva fokussiert, deren berufliche Aufgabe sie mit Umweltkonflikten und ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Hierbei werden aktuelle gesellschaftliche Themen wie Umweltschutz und die Rechte der samischen Bevölkerung aufgegriffen. Allerdings bleibt Eva als Figur etwas blass. Ulrika Lagerlöf erzählt abwechselnd in der Vergangenheit und in der Gegenwart und mir hat die Geschichte von Siv definitiv besser gefallen.

Stilistisch überzeugt mich die Autorin durch die konsequente Verwendung des Präsens und den Wechsel der Perspektiven. Am Ende fügt sich alles zusammen, aber dennoch ist das Ende offen. Was wie ein Widerspruch klingt, hat mich tatsächlich etwas unzufrieden zurückgelassen.

Fazit: Ich fand es interessant, etwas über das Schicksal der samischen Bevölkerung zu erfahren, aber wirklich gefesselt hat mich der Roman nicht.