Umweltschutz und Familiengeheimnisse

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kyra112 Avatar

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Eva wird im Auftrag ihrer Firma nach Djupsele geschickt. Dort herrscht in einem Waldgebiet eine Besetzung vor. Was Eva nicht ahnt, diese Besetzung konfrontiert sie mit der Geschichte ihrer Großmutter Siv.

Ulrika Lagerlöf beginnt ihre Norrland-Saga, eine Dilogie, mit dem ersten Band, „Wo die Moltebeeren leuchten“.
Dieses Buch zeichnet als allererstes sein Aussehen aus. Das Cover wirkt wie ein Gemälde und weiterhin ist das Buch durch einen wunderschönen Farbschnitt mit Moltebeeren gestaltet.
Das Buch handelt auf zwei Zeitebenen. Die erste handelt von der jungen Siv und spielt in den Jahren 1938-1942. Die zweite Ebene handelt von Eva, der Enkelin Sivs und spielt im Jahr 2022.
Es handelt sich bei diesem Roman um einen schwedischen, der sich aber auch mit den Wurzeln der Schweden beschäftigt, den Samen.
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen. Seit langem ist es mir mal wieder gelungen, mich bei einem Buch total zu entspannen. Gerade die Ebene Sivs hat mir richtig gut gefallen. Die beschriebene Lebensweise der damaligen Zeit fand ich interessant und auch diese besondere Gemeinschaft hat trotz der harten Arbeit und der Umstände eine gewisse Lebensfreude und Ausgeglichenheit ausgestrahlt. Gerade die Ecken und Kanten der männlichen Charaktere waren liebevoll und absolut nachvollziehbar beschrieben, sodass ich mir vor meinem inneren Auge das Leben als Film gut vorstellen konnte.
Interessant fand ich die Geschichten über die Samen. Natürlich kannte ich den Begriff und wusste grob, was dahinter steckt, aber die geschichtliche Entwicklung und die Tatsache, dass es auch mehrere „Arten“ gab, war mir neu. Auch, dass sie rassenideologisch herhalten mussten, fand ich erschreckend.
Siv war auch sehr authentisch beschrieben. Ihre inneren Kämpfe waren nachvollziehbar beschrieben, sodass ich immer mit ihr gehofft und gebangt habe und das Ende so nicht erwartet hatte.

Eva ist ein sehr sympathischer Mensch. Hat man zu Beginn das Gefühl, eine kühle Karrierefrau vor sich zu haben, wird man im Laufe des Romans eines besseren belehrt. Auch ihr merkt man ihre inneren Konflikte mehr als an und hofft und bangt mit ihr.
Am interessantesten fand ich hier aber die zwischenmenschlichen Beziehungen, was sich sowohl auf ihre familiären als auch auf ihre berufliche bezieht. Herausragend fand ich dabei die Beziehung zwischen Mutter und Sohn.
Der rote Faden dieser Geschichte ist natürlich topaktuell. Gut dargestellt sind auch dabei die Beziehungsverflechtungen unter den Anhängern der Protestierenden. Auch das spiegelt unsere derzeitige Gesellschaft und deren Influenceraktivitäten wider.

Für mich ist dieses Buch ein top Start einer interessanten Dilogie über Familiengeheimnisse, Umweltschutz und zwischenmenschliche Beziehungen. Wer also historische Romane mit aktuellem Bezug mag, ist hier absolut richtig.