Atemberaubender Anfang

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natascha Avatar

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Nachdem mich Charlotte Mc Connaghys erster Roman „Zugvögel“ total überzeugt hatte, war ich extrem gespannt auf ihren zweiten. Und auch „Wo die Wölfe sind“ hat mich keineswegs enttäuscht.
Auch die Prämisse des Romans fand ich unglaublich spannend: Inti Flynn, eine extrem gute Fährtenleserin, die selbst mit ihrer Zwillingsschwester im Wald aufgewachsen ist, reist mit dieser und einer Gruppe von Experten in die schottischen Highlands, wo ein wildes Wolfsrudel angesiedelt werden soll. Allerdings stößt dieses Vorhaben bei den Bewohnern der umliegenden Dörfe auf wenig Gegenliebe. Diese haben Angst um ihr Vieh. Eine absolut aktuelle Debatte, die ja auch in Deutschland immer mal wieder geführt wird, wenn Wildtiere Nutzvieh reißen. Mit einem der Farmer legt Inti sich an und dieser verschwindet eines Tages spurlos.
Wieder einmal konnten mich die Sprache und der sehr eigene Stil der Autorin vollkommen überzeugen und besonders am Anfang hat mich die Geschichte in den bann gezogen. Die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar und geben einem das Gefühl, selbst neben der Erzählerin zu stehen. Ich mochte es auch sehr, wie die Beziehung zur Schwester dargestellt wurde und die Rückblicke, in denen ihr gemeinsames Aufwachsen in den Wäldern geschildert wird. Auch die Beschreibung der innigen Bindung, die Inti zu den Wölfen entwickelt fand ich absolut überzeugend.
Die Themen Natur- und Tierschutz sind natürlich hochaktuell und hier wiederum spannend aufbereitet, so dass der Roman zum Nachdenken anregt. Unwillkürlich stellt sich ein Bewusstsein dafür ein, wie zerstörerisch Menschen oft agieren, im privaten Raum, wie auch in der Natur. So wohnt dem Text eine ganz eigene Melancholie inne.
Am Ende ist mir dann aber fast ein wenig zu viel passiert und dennoch konnte für mich die Spannung vom Anfang nicht ganz gehalten werden. Stellenweise wurde es für meinen Geschmack fast etwas zu absurd.