Der Wolf – des Menschen Feind?

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leseratte1310 Avatar

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Nachdem mich die Autorin Charlotte McConaghy mit ihrem Roman „Zugvögel“ begeistert hatte, wollte ich auch diesen Roman lesen, auch wenn ich das Thema schwierig finde. Auch in unserer Gegend sind schon wieder Wölfe gesichtet worden und ich kann verstehen, wenn Menschen Angst haben oder wenn sich Landwirte und Tierzüchter um ihre Tiere sorgen. Natürlich hat der Wolf seine Daseinsberechtigung, aber in dichtbesiedelten Gebieten ist er auch ein Problem.
Der Schreibstil der Autorin ist bildgewaltig und einfühlsam. Es ist schwierig, der Natur ihren Raum zu lassen, wenn menschliche Interessen dagegenstehen. Charlotte McConaghy versucht beide Seiten zu beleuchten.
In diesem Roman geht es um die Wolfsbiologin Inti Flynn, die Schmerzen bei anderen Lebewesen körperlich nachempfinden kann (Mirror-Touch-Synästhesie). Sie hat in ihrer Vergangenheit auch schon Schlimmes erlebt und sich daher zurückgezogen. Mit ihrer Zwillingsschwester Aggie, die sie unterstützt, lebt sie zusammen. Inti will mit einem Team von Wissenschaftlern in den schottischen Highlands wieder Wölfe ansiedeln, um die zerstörte Landschaft zu retten. Sie will die Menschen in der Gegend überzeugen, doch die sind nicht begeistert und als ein Farmer mit eindeutigen Verletzungen tot aufgefunden wird, beginnt eine Hetzjagd. Bei ihrer Arbeit erkennt Inti mehr und mehr die individuellen Züge der einzelnen Wölfe und verliert die Distanz zu ihnen, welche sie als Wissenschaftlerin behalten wollte. Man kann ihre innere Zerrissenheit spüren.
Wie wird das Projekt weitegehen? Wird Inti wieder menschliche Nähe zulassen können?
Es ist eine Geschichte, die einen zum Nachdenken bringt. Wie viel Raum wollen wir der Natur überlassen? Wieviel müssen wir ihr geben, damit wir selbst leben können? Können wir es uns überhaupt leisten, die Natur erbarmungslos auszubeuten?
Es ist ein großartiger und lesenswerter Roman.