Ein wundervolles Leseerlebnis

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emma217 Avatar

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Inti Flynn kommt nach Schottland, um in den Highlands Wölfe anzusiedeln. Von den Bewohnern der Gegend wird sie alles andere als freundlich begrüßt, sehen sie in den Wölfen doch eine große Bedrohung. Als Schafe gerissen werden und ein Farmer tot aufgefunden wird, spitzt sich die Situation immer weiter zu.

Charlotte McConaghys Qualität scheinen die verletzten Frauenfiguren zu sein, die Außenseiterinnen und von der Menschheit zutiefst enttäuschten Frauen, die sich der Natur und den Tieren weit mehr verbunden fühlen und denen man von ganzem Herzen ein besseres und von ihren Dämonen befreites Leben wünscht. Genau wie Franny in "Zugvögel" schloss ich Inti schnell in mein Herz, wollte sie beschützen und für sie gegen ihre Feinde kämpfen, so nahbar schuf die Autorin ihre neue Protagonistin. Auch die anderen Charaktere des Romans werden vielschichtig beschrieben. Dies ist kein Kampf zwischen Gut und Böse, schwarz und weiß. Beide Seiten haben ihre Motive und diese werden plausibel dargelegt.

Auch die Natur- und Tierbeschreibungen gelingen Charlotte McConaghy wieder überaus gut. Die raue und unwirtliche Landschaft Schottlands, durch die die Wolfsrudel streifen, wurden vor meinem inneren Auge zum Leben erweckt und das Fernweh in mir unendlich groß.

Im Laufe der Handlung werden Rückblicke auf die Kindheit von Inti und ihrer Schwester eingestreut, die mit ihr ein Geheimnis teilt, das ihrer beider Leben für immer veränderte. Die Handlung selbst habe ich mit Spannung verfolgt, mit Inti und ihren Wölfen mitgefiebert und auf einen guten Ausgang sowohl für sie als auch für die Wölfe gehofft. Allerdings wurde der Konflikt mit den Dorfbewohnern vor allem gegen Ende leider etwas auf die Spitze getrieben. Und das Finale, bei dem sich die Ereignisse überschlagen und das in einer fast schon showdownartigen und etwas verstörenden Szene im winterlichen Wald gipfelt, das war bei aller Liebe zur Geschichte und Autorin dann doch etwas zu viel des Guten.

Fazit: Insofern erreicht "Wo die Wölfe sind" zwar nicht ganz das Niveau des Vorgängers "Zugvögel", war aber dennoch ein wundervolles und sehr empfehlenswertes Leseerlebnis, das ich teilweise atemlos und immer voller Mitgefühl mit Inti und den Wölfen verfolgte.