Grandios

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eulenmatz Avatar

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MEINUNG:

Ich habe erst vor einem Monat Zugvögel , das Debüt von Charlotte McConaghy beendet und war sehr begeistert von ihrer Art zu erzählen. Es spielt immer die Natur, die Umwelt und spezielle Charaktere eine Rolle. Ich empfinde diese Zusammenstellung als sehr außergewöhnlich.

Diesmal befinden wir uns in Schottland. Inti Flynn ist Biologin und möchte in den Highlands wieder Wölfe ansiedeln. Sie sieht Wölfe als Chance für Renaturierung an, sprich das Wiederherstellen von naturnahen Lebensräumen. Dieser wird durch die Überpopulation des Wildes derzeit zerstört. Die Wölfe könnten dafür sorgen, dass diese Überpopulation wieder ins Gleichgewicht kommt. Natürlich stößt Inty damit auf enormen Widerstand und Skepsis, denn die Landwirte fürchten um ihre Nutztiere. Inty bringt außerdem nach Schottland auch ihre ganz eigenen Päckchen mit.

Das Buch beschäftigt sich mit vielfältigen Themen, die Mensch, Tier und Umwelt betreffen. Ich habe schon einiges über Wölfe gelesen, daher war mir einiges bekannt. Aber auch Charlotte McConaghy setzt sich ausführlich mit der Frage auseinander, ob ein Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf möglich ist. Viele sehen in dem Wolf, die Bestie, die wahllos Tiere reißt. Inty versucht gegen dieses Vorurteil anzugehen. Es gibt einige höchst brenzlige Situationen, wo sie sich vor allem männlicher Aggressionen aussetzen muss. Dies findet seinen traurigen Höhepunkt als eine Person stirbt. Natürlich denken alle, es waren die Wölfe. 

Inty ist eine sehr spezielle Person. Sie steht mit aller Macht für das ein, an was sie glaubt. Inty ist auch unfassbar mutig. So mutig, dass man es schon manchmal als lebensmüde betrachten könnte. Meiner Meinung nach ist sie ein Charakter, an dem man sich reiben kann, weil Inty einfach immer das Gegenteil von dem macht, was in den Augen der meisten Leute die vernünftigere Entscheidung wäre. Auf der anderen Seite ist sie sehr empfindsam und sensibel, aber nach außen ist sie die Starke. Es gibt ein Ereignis in der Vergangenheit, welches sie traumatisiert hat. Gegen Ende gibt es Szenen mit Inty, die ich als geradezu archaisch und roh empfunden habe in Bezug auf Intys Taten. Die Autorin hat mir damit Bilder in den Kopf gesetzt, die ich nie wieder vergessen werde.

Geschickt hat sie auch einen kleinen Kriminalfall ins Geschehen einbettet, der nicht unbedingt hätte sein müssen, aber es bringt nochmals eine ganz eigene Dynamik in die Geschichte. Dieser Teil beschäftigt sehr mit Frage, wer eigentlich die Bestie ist. Dem Wolf wird es natürlich zugeschrieben, aber es stellt sich die Frage, ob das wirklich so ist und ob nicht die Menschen die eigentlichen Zerstörer und Mörder sind. Es ist spannend zu beobachten, was Inty in dem Zusammenhang anfängt daran zu zweifeln. Sie, die immer die Wölfe und ihr Wesen verteidigt und die an das Projekt glaubt.

FAZIT:

Wo die Wölfe sind ist für wieder mal ein gewaltiger Roman, den ich erstmal sacken lassen muss. Die Autorin hat mal wieder eine Protagonistin geschrieben, die außergewöhnlich ist und einen großen Willen besitzt. Außerdem wurde wieder das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Tieren am Beispiel der Wölfe sehr gut vertieft und dargelegt. Ich bin gespannt, was wir von der Autorin noch lesen werden.