Wildheit der Natur - Brutalität des Menschen

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leselupe84 Avatar

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„Wo die Wölfe sind“ ist ein Werk mit bildgewaltiger Sprache und gefühlvollen Naturbeschreibungen, das aus der Perspektive einer Naturschützerin und Wissenschaftlerin namens Inti geschrieben ist. Inti’s Charakterdarstellung wirkt glaubwürdig, vielschichtig und gewährt tiefe Einblicke in die Seele einer verzweifelt zornigen Person. Mit dem Fortschreiten ihrer Geschichte erwächst Verständnis dafür, wie Schicksalsschläge und ihre Erfahrungen mit Gewalt Inti‘s Sichtweise auf die Welt geprägt und Ängste erschaffen haben. Obwohl mir der Schreibstil der Autorin erneut sehr gefallen hat, war ich scheinbar für manche detailliert geschilderten Handlungsstränge sowie das große, unerwartete Finale der Geschichte zu zart besaitet. An einer Mirror-Touch-Synästhesie, wie die Hauptprotagonisten des neuen Werkes von Charlotte McConaghy, leide ich jedoch zum Glück nicht. Diese seltene Erkrankung und Erlebensfähigkeit von Inti wurde von der Autorin gekonnt mit der Geschichte verwoben und verlieh der literarischen Fiktion eine gefühlsstarke Perspektive. Abschließend kann ich sagen, dass das Buch für mich ganz anders als erwartet war. Aber es ist nicht unbedingt von Nachteil, wenn sich die eigenen Erwartungen begeistert an das Gelesene anpassen. Weniger blutgetränkte Seiten hätten mich gänzlich überzeugt. Rückblickend betrachtet, gehören sie vermutlich in ein Buch, das die Wildheit der Natur und des Menschen realitätsnah darstellen möchte.