Wölfe - Retter der Natur oder Gefahr für die Menschen?

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knorki Avatar

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Inhalt:

Die Wolfsbiologin Inti Flynn zieht nach Abernethy, Schottland, um bei der Wiederansiedlung der Wölfe in den schottischen Highlands zu helfen. Diese sollen zur Rettung der zerstörten Natur beitragen, indem sie den Wildbestand regulieren und in Bewegung halten. Die Bevölkerung ist jedoch alles andere als begeistert davon. Insbesondere die Farmer befürchten, dass die Wölfe ihre Tiere reißen und sie auf den Kosten sitzen bleiben. Die Stimmung ist angespannt. Als dann auch noch ein Farmer verschwindet, spitzt sich die Lage zu und die Jagd auf die Wölfe beginnt. Kann Inti sie schützen oder wird das Projekt scheitern?

Meine Meinung:

"Wo die Wölfe sind" war mein erstes Buch der Autorin Charlotte McConaghy, aber sicher nicht mein letztes. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, schon nach wenigen Seiten war ich vollkommen in die Geschichte eingetaucht. Die bildhaften Beschreibungen der Landschaft sind sehr gelungen und man spürt regelrecht die Liebe der Autorin zur Natur. Besonderes Highlight waren für mich die Beschreibungen der Wölfe sowie ihre Wiederansiedlung. Ich fand es sehr spannend, wie sie sich in Rudeln zusammentun und sich in der neuen Umgebung eingewöhnen und habe mit Inti und ihren Schützlingen mitgefiebert, -gehofft und -gelitten.

Wie aktuell das Thema des Romans ist, zeigt sich allein daran, dass auch in Deutschland die Wiederansiedlung von Wölfen, die hier früher einmal heimisch, dann aber für lange Zeit ausgerottet waren, in den letzten Jahren immer wieder ein Streitthema war bzw. immernoch ist. Autorin Charlotte McConaghy lässt beide Seiten (Befürworter und Gegner) zu Wort kommen. Ich persönlich konnte sowohl die Gründe dafür als auch die Vorbehalte nachvollziehen, wurde dazu animiert, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und zum Nachdenken gebracht.

Die Charaktere des Buches, allen voran die Protagonistin Inti, haben mir sehr gut gefallen. Sie sind authentisch gezeichnet und haben Ecken und Kanten. Die Geschichte um Intis Schwester hätte es in diesem Maße für mich nicht unbedingt gebraucht, auch wenn sie aufgrund des Ausgangs des Buches durchaus ihre Daseinsberechtigung hat.

Der Plot an sich ist spannend und fesselnd. Schon von Beginn an ist klar, dass die Wiederansiedlung der Wölfe in der Bevölkerung für Unmut sorgt und das es zu Konflikten kommen wird. Dank einiger ungeahnter Wendungen und Ereignisse bleibt der Ausgang der Geschichte und auch der Erfolg der Wiederansiedung der Wölfe aber bis zum Schluss ungewiss. Nicht nur Inti, sondern auch der Leser fragt sich im Laufe des Buches mehr als einmal, wer eigentlich die gefährlichere Bestie ist: der Wolf oder der Mensch? Denn neben der Wolfsthematik spielen auch andere Themen wie häusliche Gewalt eine Rolle im Buch und machen die Geschichte vielschichtiger. Die schlussendliche Auflösung insbesondere dessen, was dem verschwundenen Farmen widerfahren ist, ist stimmig und hat mir gut gefallen. Ein in meinen Augen gelungener Abschluss eines wirklich besonderen Romans.

Fazit:

Atmosphärisch, spannend und faszinierend. Ein beeindruckendes Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.