100 Jahre Spielzeugherstellung

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karschtl Avatar

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4,5 Sterne

Eine Familiengeschichte, die kurz nach der Jahrhundertwende beginnt und in der heutigen Zeit endet. Ganz besonders die Rückblicke in vergangene Zeiten habe ich mit großem Interesse verfolgt. Auch wenn der Familie Langbein in so gut wie jedem Kapitel was negatives widerfährt. Selbst wenn sie mal einen Glückstag erleben, wie mit der witzigen Aktion auf der Messe, kommt dann am nächsten Tag wieder der Dämpfer. Doch die Langbeins geben nie auf, blicken immer nach vorn. "Lieber die Zuckerdose als das Leben" ist ihr Motto.

Da die Familie Spielzeugfabrikanten sind, erfährt man auch über dieses Handwerk ziemlich viel. Die Autorin hat intensiv Recherche betrieben, und konnte vor allem auch auf die Erfahrungen ihrer eigenen Vorfahren zurück greifen. Mir war Sonneberg als 'Spielzeugstadt' auch ein Begriff. Als Otto dann so viel über Plüschtiere spricht und herstellt, musste ich aber mal googeln wie die denn ausgesehen haben könnten. Zu Hause hatten wir nämlich nur wenige Kuscheltiere, zumindest bis 1989. Ich habe zu meinem 1. Geburtstag eine Stoffpuppe mit Kunststoffgesicht (und zwar nur das Gesicht, nicht der gesamte Kopf, waren aus einem weichen Plastik) bekommen und zum 4. Geburtstag einen Teddybären. So mit 6 kam noch eine Plastikpuppe hinzu - aber das war's. Alle drei 'leben' auch heute noch bei mir. Warum ich aber kein Sammelsurium an Plüschtieren besaß, ist mir jetzt auch klar: die gingen alle ins Ausland, entweder in die Sowjetunion oder in den Westen. Die DDR musste sich mit den Resten begnügen.

Die einzelnen historischen Abschnitte, die hier beleuchtet werden, sind einem geläufig. Die Weltkriege, die goldenen Zwanziger, die Verstaatlichung zu DDR-Zeiten... Aber was das konkret für so eine Unternehmerfamilie bedeutet hat, welche Bedingungen zu den jeweiligen Zeiten herrschten und was sie produzieren konnten, das war alles Neuland für mich - das ich sehr gespannt gelesen habe. Kati Naumann hat das alles aber auch wunderbar beschrieben, und ihren Protagonisten wahrlich Leben eingehaucht. Ich konnte mir tatsächlich vorstellen, wie ich mit den Langbeins auf dem Sofa in der Küche sitze, und beim Hören einer "Herricht & Preil" Platte Plüschtiere stopfe, mit Augen versehe oder Gesichter aufmale.