Spurensuche in der Vergangenheit

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sutane Avatar

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Was war schiefgegangen? Wann war der Augenblick gekommen, an dem die Familie Langbein auseinander gedriftet ist? Was war der Auslöser und was führte letztendlich zur Schließung der Langbein Spielzeugwarenfabrik?

Eva, Nachfahrin des Spielzeugherstellers Albert Langbein aus Sonneberg, die einen Teil ihrer Kindheit als Spielzeugtesterin in eben jener Firma verbracht hatte und damit ihre schönsten und wertvollsten Erinnerungen verbindet, sitzt nachts vor ihrem Computer um bei einer Auktion eine Langbein-Puppe zu ersteigern.
Viel zu teuer gewinnt sie die Auktion - allerdings hegt sie den bösen Verdacht, Ihre Cousine Iris könnte den Preis in die Höhe getrieben haben.
Iris, die in ihrer Kindheit nur einen Sommer in Sonneberg verbracht hatte, maßt sich an, diese besondere Puppe kaufen zu wollen.

Was war nur passiert, was hat die Familie geteilt?

In ihrem Roman erzählt Kati Naumann die fiktive Geschichte der Familie Langbein und ihrer Spielzeugfabrik in Sonnenberg. Die Familie Langbein steht dabei stellvertretend, für die einst blühende und weltberühmte Spielzeugstadt Sonnenberg.
Die es geschafft hat die Weimarer Republik zu überstehen, 2 Weltkrieg und auch die DDR, letztendlich aber von der Treuhand zerschlagen wurde.


Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, mit Eva - die vor den Trümmern ihres eigenen Lebens sitzt und der nur warm ums Herz wird, wenn sie sich an Ihre Kindheit in Sonnenberg erinnert.
Diese Erinnerungen werden verstärkt, als sie zusammen mit ihrem Cousin Jan und ihrer Cousine Iris die alten Räume der Spielzeugfabrik Langbein ausräumt. Jedes Zimmer einzeln lässt sie in die Vergangenheit blicken.
Rückblickend wird die Geschichte aber nicht aus den Augen von Eva`s Generation erzählt, sondern beginnt viel früher, im April 1910.

Diese Sprünge, die immer bei Eva, Jan und Iris im hier und jetzt starten, dann aber in unterschiedliche Vergangenheit springen - haben es mir als Leser mit unter schwer gemacht der Geschichte zu folgen.
War z.B.Otto gerade noch ein Kind, lässt die Autorin die nächsten 20 Jahre aus und Otto ist ein junger Mann. Hinzu kommen weitere Personen, die immer wieder der Geschichte beitreten.
Hilfreich fand ich da den Stammbaum der Familie, der im Buchdeckel und im Buchrücken abgebildet sind.

Die Geschichte wird unheimlich spannend erzählt und nach und nach ergibt sich ein wunderbares Bild alter und vergessener Thüringer Geschichte.

Reist die Autorin die Weimarer Republik und den 1. Weltkrieg nur kurz an, beschreibt sie die Ereignisse des 2. Weltkrieges und deren Auswirkungen auf Sonneberg und die Spielzeugfabriken detaillierter. Mir hat das sehr gut gefallen.

Besonders gut gefallen hat mir die tolle Beschreibung des beginnenden 19 Jahrhunderts und später der Industrialisierung. Als der Fernseher Einzug in die Häuser nahm, es Elektrizität und Autos gab und der erste Zeppelin über Sonnenberg kreiste.

Der Schreibstil liest sich leicht und angenehm, mit unter verliert sich die Geschichte aber in Details, die zwar ein tolles Gesamtbild ergeben, aber an der ein oder anderen Stelle m.E. kürzer hätten ausfallen können.

Die Geschichte der Familie Langbein, die Stellvertreten für die gesamte Spielwarenproduktion von Sonnenberg steht, gibt Einblick in eine vergessene, aber äußerst interessante, spannende und lesenswerte Zeit Thüringer Geschichte.