Die Spielzeugfabrik

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Erzählt wird die Geschichte von Evas Familie und ihrer Spielzeugproduktion.
Rückblick: 1910 war Sonneberg die größte Spielzeugmetropole. Viele Heimarbeiter fertigten unter härtesten Bedingungen Teile für Puppen; es gab Augeneinsetzer, Perückenmacher, Puppenfriseure, Schuhmacher, Gelenkmacher, Stimmenmacher, Drücker. Leichter wurde es 1929, es gab Elektrizität und einen Fernsprechapparat... . Die Langbeins bauten unter Schwierigkeiten eine kleine Spielzeugfabrik auf. Krieg, Zerstörung, nötige Tauschgeschäfte erschwerten die Produktion. Materialsorgen in den 70ern führten u.a. dazu, dass liegende statt stehende Tiere produziert wurden: die brauchten weniger Draht. Staaatlich eingefrorene Preise bescherten weitere Probleme. Als brutaler Tiefpunkt des Ganzen: Enteignung, Verstaatlichung... .
Eva war in den 70er Jahren in der DDR Spielzeugtesterin im Kindergarten der Spielzeugfabrik Sonneberg. Da gab es Schweinchen im Matrosenanzug, Tretautos, Puppenwaschmaschinen oder mechanische Baufahrzeuge. Die Langbeins aber wurden schikaniert, die Fabrik runtergewirtschaftet, Insolvenz war die Folge.
Jetzt, 2019, möchte eine Erbengemeinschaft Hinterlassenschaften ordnen. Cousin Jan, Iris aus dem Westen und eben Eva treffen sich, um das alte Haus auszuräumen. Sie graben in Erinnerungen und finden mehr als nur Erinnerungsstücke. Die eigentlich entfremdeten Familienmitglieder stöbern gemeinsam, reden über Vergangenes und wissen Dinge nicht oder nicht richtig zuzuordnen. Im jeweils folgenden Kapitel erfolgt der Schritt in die zurückliegende Zeit und die Erklärung für die besprochenen Stücke. Oft anders, als es scheint. Manche Irrtümer sind unglaublich. Der fremde Mann in Mamas Bett ...
Andere sich erbberechtigt Wähnende tauchen auf und melden Ansprüche an.
Kati Naumann hat ein wunderbares Buch geschrieben. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die Aufarbeitung einer interessanten Familiengeschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein lesenswertes, erhellendes Stück Zeitgeschichte.
Verlegt von Harper Collins und von mir sehr gern gelesen.