Ein schönes Stück Nostalgie

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In ihrem Roman „Wo wir Kinder waren“ beschreibt die Autorin Kati Naumann ein Stück der eigenen Familiengeschichte. Sie erzählt das Leben der Puppenfabrikanten Langbein über 4 Generationen hinweg. Ihre Erzählung beginnt in der Weimarer Republik, also in der Kaiserzeit und spannt sich bis in die Gegenwart. Dabei gibt es eine Art Rahmenhandlung in der Jetztzeit, in der die Nachfahren der vierten Generation Eva, Jan und Iris das Stammhaus der Familie Langbein entrümpeln, um es für die entstandene Erbengemeinschaft zu vermieten. Dabei kommen viele Erinnerungen zutage, die dann in einer zweiten Parallelhandlung erzählt werden.
Es gibt zur Zeit ja wirklich viele Bücher auf dem Markt, die Familiengeschichten über mehrere Generationen erzählen. Dieses Buch sticht aber für mich eindeutig aus dieser Vielzahl hervor. Das mag zum einen daran liegen, dass die Familie Langbein sich mit der Ausübung eines seltenen Handwerkes beschäftigt, nämlich der Herstellung von Puppen und Stofftieren. In Romanform verpackt, erfährt man so vieles über die geschichtliche Entwicklung dieses interessanten Handwerks, das eine gesamte Stadt prägte. Darüberhinaus merkt man während der ganzen Lesezeit des Buches, dass die Autorin emotional persönlich involviert ist. Sie erzählt ihre eigene Geschichte und das mit ganz viel Herzblut. Das merkt man besonders in der liebevollen Schilderung der einzelnen Figuren, allen voran Flora, der sympathischen und oft so pragmatisch handelnden Großmutter von Eva, Jan und Iris. Es steckt viel drin in diesem Roman: erster und zweiter Weltkrieg sind genauso Thema wie Mauerbau, Flucht in den Westen, Verstaatlichung der Puppenfabrik in der DDR und Wiedervereinigung. Darin besteht auch mein einziger, kleiner Kritikpunkt: zwei Bände der Familiengeschichte wären meiner Meinung nach besser gewesen und bestimmt auch nicht langweilig. Die Umschlaggestaltung ist schön, was könnte besser passen als ein Bild des Städtchen Sonnenberg?