Ein wunderbares Buch

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Klappentext
Eva, Iris und Jan sind Erben der ehemals prächtigen Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg. In der Kaiserzeit gegründet, befand sie sich in der Weimarer Republik auf ihrem Höhepunkt, überstand zwei Kriege, deutsche Teilung und Verstaatlichung, nur um nach der Wiedervereinigung kläglich unterzugehen. Nun ist von der ehrbaren Langbein-Tradition nichts mehr übrig. Streit und Verbitterung haben sich auf die Hinterbliebenen übertragen. Doch als bei einer Internetauktion eine der seltenen Langbein-Puppen auftaucht – sorgfältig genäht und von ihrem Großvater persönlich bemalt –, rückt die verblasste Vergangenheit wieder heran und wirft unzählige Fragen auf: nach Schuld und Verlust, aber auch nach Hoffnung und Neubeginn.
Meinung
In verschiedenen Zeitebenen erzählt die Autorin die Geschichte der Spielzeugfabrik. IN der Gegenwart sind die zerstrittenen Erben dabei das Ganze aufzulösen und sprechen auf einmal wieder miteinander. Viel spannender empfand ich die Vergangenheit.
Durch authentischen Beschreibungen erfahren wir wie die Arbeit vor dem ersten Weltkrieg in der Spielzeugfabrik war und viel auch über die Arbeiter die einen großen Teil in Heimarbeit erzeugt haben. Danach folgen die Jahre der Weimarer Republik, der zweite Weltkrieg, DDR und dann die Bundesrepublik Deutschland. Jeder Abschnitt hat großen Einfluss auf die Fabrik und ihrer Besitzer.
Wir gehen mit zu dem Anfang der Spielwarenfabrik und erleben ihre Entwicklung bis zur Schließung nach der Wende.
Wir kennen die großen Ereignisse aus dem Geschichtsunterricht oder dem Erzählen der älteren Generation. Aber das ist entweder zu großflächig oder zu kleinteilig. Hier wird ein Mikrokosmos mit Leben gefüllt. Die Bilder sind so klar, man hat einen unbemalten Puppenkopf in der Hand und schaut zu wie ein anderer bemalt wird. Ein paar Jahrzehnte später sehe ich den Kindern zu wie sie neues Spielzeug testen.
Es ist große Erzählkunst vergangene Zeiten auferstehen zu lassen. Besonders wenn es nicht um große herausragende Ereignisse geht, sondern wir an dem alltäglichen Leben teilhaben können. Als Leser erfährt man nicht nur etwas über das Leben in Sonnenberg sondern auch wie Puppen zu der Zeit hergestellt wurden. Gleichzeitig lernen wir die Familie Langbein über mehrere Generationen kennen, jede Person ist authentisch ihr Handeln und Denken nachvollziehbar.
Es gibt nicht die Hauptperson oder das Ereignis. Es ist die Zeit und wie man darin lebt die gerade unsere Aufmerksamkeit verlangt.
Beim Lesen bin ich in dem Buch versunken. Habe mich eingehüllt gefühlt und aufgenommen in dieser Gemeinschaft. Eine seltene wunderschöne Empfindung.