eine Zeitreise durch ein Stück deutsche Geschichte

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elli1909 Avatar

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Inhalt:

Eva, Iris und Jan sind Erben der ehemals prächtigen Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg. In der Kaiserzeit gegründet, befand sie sich in der Weimarer Republik auf ihrem Höhepunkt, überstand zwei Kriege, deutsche Teilung und Verstaatlichung, nur um nach der Wiedervereinigung kläglich unterzugehen. Nun ist von der ehrbaren Langbein-Tradition nichts mehr übrig. Streit und Verbitterung haben sich auf die Hinterbliebenen übertragen. Doch als bei einer Internetauktion eine der seltenen Langbein-Puppen auftaucht – sorgfältig genäht und von ihrem Großvater persönlich bemalt –, rückt die verblasste Vergangenheit wieder heran und wirft unzählige Fragen auf: nach Schuld und Verlust, aber auch nach Hoffnung und Neubeginn.

Meinung:

Nachdem mir "Was uns erinnern lässt" bereits sehr gut gefallen hat, war klar, dass ich auch das neue Buch von Kati Naumann lesen musste, und was soll ich sagen, ich habe mit diesem Roman mein erstes Lesehighlight des Jahres gefunden!   
In diesem Buch geht es um die Familiengeschichte der Familie Langbein und um ihre Spielzeugfabrik. Im Buchinnendeckel findet man den Stammbaum der Familie, was ich sehr hilfreich fand, um, gerade am Anfang, den Überblick zu behalten. Eva, Jan und Iris, die Urenkel des Firmengründers machen sich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, an die Arbeit, um das Stammhaus der Familie auszuräumen. Zimmer für Zimmer gehen sie vor und werden dabei von vielen Erinnerungen eingeholt, angefangen von ihrer glücklichen Kindheit bei den Großeltern bis hin zu den Streitigkeiten der Erbengemeinschaft... In einem zweiten Erzählstrang verfolgt der Leser den Werdegang der Familie und der Puppenfabrik von Albert Langbein. Diese Zeitreise beginnt im Jahr 1910 und geht bis hin zum Ende der DDR. Was die Familie Langbein über die Generationen hin erleben und erleiden musste, wird sehr anschaulich und gefühlvoll geschildert und ließ mich, selber in der DDR aufgewachsen, beim Lesen in die eigene Vergangenheit abtauchen, denn viel Vergessenes kam mir wieder in den Sinn, was mich sehr emotional werden ließ! Die Charaktere sind durchweg authentisch und differenziert gezeichnet, ich konnte sie mir alle sehr gut in Aktion vorstellen. Besonders Flora, die gute Seele der Familie, zu Beginn des Buches noch ein Kind und aus einer sehr armen Familie stammend, ist mir sehr ans Herz gewachsen, denn sie hält sowohl die Familie, als auch die Firma zusammen, was in schwierigen und wechselvollen Zeiten nicht einfach war. Das Ende des Buches nährt die Hoffnung, dass den Nachfahren von Albert Langbein ein Neubeginn glücken kann.

Fazit:
 
Diese Familiensaga ist mitreißend und sehr berührend. Die Autorin schafft mit diesem Roman ein Denkmal für ein fast vergessenes Handwerk, was jahrzehntelang in Sonneberg in Thüringen seinen Aufschwung erlebte, dann in der DDR durch Zwangsverstaatlichung geknebelt wurde, und dann nach der Wiedervereinigung in Trümmern lag. Das solltet ihr unbedingt lesen, diesen Blick auf ein Stück Zeitgeschichte möchte ich jedem ans Herz legen!