Mitreißende, authentische Familiengeschichte über 4 Generationen - absolute Leseempfehlung!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kleinervampir Avatar

Von

Buchinhalt:


1898 gründete Albert Langbein im thüringischen Sonneberg seine Puppenfabrik – und legt damit den Grundstein für eine vier Generationen umfassende Dynastie der Spielzeugproduktion, die zwei Weltkriege, deutsche Teilung, Brände und Verstaatlichung übersteht. Vier Generationen Langbeins hauchen dem Unternehmen Leben und Seele ein und die Fabrik ist Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens.

120 Jahre später ist vom Familienzusammenhalt nichts mehr zu spüren. Streit und Missgunst unter der Erbengemeinschaft vergiften zunehmend die schönen Erinnerungen, die sich die drei Urenkel des Firmengründers, Jan, Iris und Eva, bewahrt haben. Erst, als eine Langbein-Puppe im Internet auftaucht, kehrt die Vergangenheit in Form von Kindheitserinnerungen zurück und mit ihr die längst verloren geglaubte Familientradition....


Persönlicher Eindruck:


„Wo wir Kinder waren“ nimmt den Leser mit in eine facettenreiche, authentische und liebevoll erzählte Familiengeschichte, die sich über vier Generationen erstreckt. Es ist ein Roman, der sich an die Familiengeschichte der Autorin anlehnt und in kapitelweisem Wechsel Vergangenheit und Gegenwart zu einem tiefgründigen, stimmigen Ganzen verwebt. Dabei ist der Stil bildhaft und heimelig, man fühlt sich als Leser sofort zuhause und zugehörig am Langbein‘schen Küchentisch.

Die Autorin vermag gekonnt die fiktionalen Elemente und die historischen Gegebenheiten miteinander zu verbinden und schafft dadurch eine ganz eigene Atmosphäre, der man sich beim Lesen nicht entziehen kann: sie schildert Familienleben, Alltag und die Arbeit in der Fabrik, auch kleinere Anekdoten der jeweiligen Epoche und ruft dem Leser dabei die Erzählungen der eigenen Eltern oder Großeltern in Erinnerung.

Es ist dabei gerade die Beschreibung des täglichen Lebens in den einzelnen Generationen, die mir besonders gefallen hat, seien es nun Kaiserreich, Weimarer Republik, 2. Weltkrieg oder die DDR. Die Figuren haben Tiefgang und sind absolut glaubwürdig, gerade weil sie das Leben unzähliger Menschen der damaligen Zeit so beispielhaft und authentisch beschreiben.

„Die Fabrik ist das Herz“ ist dabei ein Satz, den Mine Langbein bereits zu Beginn aufgreift und der sich über alle vier Langbein-Generationen spannt. Dem Leser wird dadurch plastisch vor Augen geführt, dass es sich beim Puppenmachen in dieser Familie um mehr als nur um einen Beruf handelt. Es ist eine Berufung, der alle Generationen treu bleiben. Auch Krieg und deutsche Teilung, Verstaatlichung und Enteignung ändern nichts daran: es ist auch eben der Familienzusammenhalt, der die Langbeins Höhen und Tiefen überstehen lässt.

Mit dem Gegenwartsteil spannt die Autorin gekonnt einen Bogen, der die offenen und noch losen Fäden der Vorväter gekonnt miteinander verbindet und schließlich auch den Grund für den jahrelangen Familienstreit, der irgendwann nach dem Krieg entstand, aufdeckt.

Ein Familienstammbaum, geschichtlicher Abriss über das Zeitalter der Spielzeugproduktion in Thüringen und ein Interview mit der Autorin in Bezug auf ihre persönliche Familiengeschichte runden dieses absolut empfehlenswerte Buch ab.

„Wo wir Kinder waren“ ist wahrlich nicht nur irgendein historischer Roman unter vielen – das Buch hat mich emotional sehr gefesselt und absolut begeistert. Eine ungetrübte Leseempfehlung – mein Buchhighlight 2021!