Stationen aus dem Leben der Familie Langbein

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Das Buch erzählt die Geschichte der Puppenfabrik Langbein aus der Spielzeugstadt Sonneberg auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit erfahren wir wie die Fabrik im Jahr 1898 gegründet wurde und wechselhafte Zeiten durchlebte. Der erste Weltkrieg ließ die Spielwarenproduktion sinken und auch die Weltwirtschaftskrise erfasst diesen Zweig der Industrie. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion auf Rüstung umgestellt. Nach Gründung der DDR gab es eine staatliche Beteiligung und danach erfolgte eine Umwandlung der Puppenfabrik Langbein in einen volkseigenen Betrieb. Nach der Wende versuchten die Enkelkinder des Firmengründers mit einer GmbH neu zu starten, doch da viele Gerätschaften veraltet waren, gingen sie in die Insolvenz.

Der zweite Erzählstrang spielt in der Gegenwart. Hier erleben wir Eva, die in der Spielzeugstadt und im Stammhaus Langbein aufgewachsen ist. Sie hatte eine Ausbildung als Spielzeuggestalterin in der DDR absolviert, doch dann gab es keine werkseigenen Betriebe mehr. Eva spürte Anflüge von Sentimentalität und war auf eine Langbein-Puppe in einer Internetauktion gestoßen. Der Preis änderte sich stetig. Doch wer hatte noch Interesse an der Puppe? Es konnte sich nur um ihren Cousin Jan oder um ihre Cousine Iris handeln. Als Kinder haben sie noch zusammen gespielt, doch irgendwann hatten sie sich voneinander entfernt. Nun trafen sie sich, um das Stammhaus auszuräumen. Die Schätze der Kindheit kamen zum Vorschein und zeigten einzelne Stationen aus dem Leben der Familie Langbein. Hier wurde gekonnt Vergangenheit und Gegenwart verknüpft.

Der Erzählstil von Kati Naumann ist sehr bildhaft. Sie lässt in ihrem Buch die Leser teilhaben an der Geschichte der Familie Langbein, als die Puppen noch in Heimarbeit hergestellt wurden. Sehr genau wurden die einzelnen Arbeitsschritte beschrieben, so dass ich mir alles sehr gut ausmalen konnte. Man merkt, dass die Autorin den Herstellungsprozess der Spielzeugpuppen sehr gut recherchiert hat. Gleichzeitig wurde mir noch mal bewusst gemacht, wie es ist, wenn man in der Firma, die man mit viel Herzblut aufgebaut hat, nicht mehr sein eigener Herr sein darf, weil eine Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb erfolgte. Da ich in Westdeutschland aufgewachsen bin, war es für mich wieder faszinierend zu erfahren, wie das Leben in der DDR vor der Wende verlaufen ist.

Mir hat die Familiengeschichte angenehme Lesestunden bereitet.