Ein leiser Familienroman mit viel Potenzial
In Wo wir uns treffen von Anna Hope kehren drei erwachsene Geschwister nach dem Tod ihres Vaters in das gemeinsame Elternhaus zurück. Das geerbte Anwesen wird zum Auslöser für alte Konflikte und ungelöste Fragen. Während Frannie das Haus erhalten will, verfolgt Milo eigene wirtschaftliche Interessen, und Isa bleibt emotional distanziert. Die Handlung entwickelt sich langsam, geprägt von Rückblenden und Gesprächen, bleibt aber emotional oft auf Distanz. Erst mit dem späten Auftauchen von Clara, Tochter einer ehemaligen Geliebten des Vaters, gewinnt die Geschichte an Tempo. Ihre Enthüllungen über die koloniale Vergangenheit der Familie bringen Spannung, werden jedoch nicht tief genug behandelt. Hopes nüchterner Stil erzeugt eine dichte Atmosphäre, doch die Figuren wirken oft blass und die Konflikte bleiben zahm. Der Roman greift viele relevante Themen auf – Familie, Erinnerung, Schuld – ohne ihnen die nötige Tiefe zu geben. Ein literarisch ansprechendes Werk, das aber hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.