Erbe und Besitz, Bürde und Verantwortung

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ikatzhorse2005 Avatar

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Wo wir uns treffen von Anna Hope (Hanser)

„Okay“, sagte sie. „Gut. Gedankenexperiment beendet. Danke, aber nein danke. Niemals. Das wäre eine Pflichtverletzung.“
„Wem gegenüber?“
„Meinen Vorfahren gegenüber. Allen Brookes, die vor mir kamen, gegenüber. Meinem Vater gegenüber. Er hat noch nicht mal ein Grab, in dem er sich umdrehen könnte.“
„Natürlich.“ Simon lehnte sich nach vorn. „Aber angesichts der Kombination aus finanzieller Vernachlässigung vonseiten deines Vaters und – ich bin jetzt ehrlich – seitens sturer Weigerung, die Möglichkeit seines eigenen Ablebens in Betracht zu ziehen, bis es zu spät war, wirst du einige harte Entscheidungen treffen müssen, Fran, wenn du willst, dass das hier in privatem Besitz bleibt. Hätte er das Haus vor sieben Jahren auf dich überschrieben und wäre er damals in das Cottage gezogen, müssten wir uns jetzt um keinen Penny Gedanken machen.“ S.72/73

Familienoberhaupt Philip Brooke stirbt und hinterlässt ein riesiges Anwesen mit uraltem Baumbestand, Ländereien, Wild-und Tierbestand. Zur Beerdigung treffen sich die drei Geschwister Frannie, Milo und Isa. Frannie, die Haupterbin lebt von jeher auf dem malerischen Landgut im südlichen Sussex und hat vor Jahren die Führung und Verantwortung für das Familienanwesen übernommen. Sie möchte mit ihrer Tochter Rowan hier bleiben, die Landschaft renaturieren und ein gutes Leben führen. Sie stellt sich der historischen Verantwortung und möchte ihrer Familientradition gerecht werden. Im Gegensatz dazu stehen die beiden anderen Geschwister. Ihr Bruder Milo möchte die Ländereien für den Bau eines Therapiezentrums, eine Art Klinik, nutzen. Die Jüngste Schwester Isa ist mit sich selbst beschäftigt und eckt ständig an. So ist es ihr zu verdanken, dass Clara auf der Bildfläche erscheint. Clara ist die Tochter von Philip und seiner langjährigen Geliebten. Keiner kennt sie und ahnt Derartiges! Hier könnte die Autorin mit Konflikten, spannenden Dialogen und infolge des Prologs, mit ungeheurer Sprengkraft agieren. Doch Clara teilt ihr Wissen erst ziemlich spät im Roman, so dass das eigentliche Geheimnis erst recht spät für Spannung sogt. Des Weiteren schöpfen der teils zähe Verlauf und die fehlende Dynamik nicht das ganze Potenzial der Geschichte aus. Die Langsamkeit, mit der die Autorin diese Familiengeschichte erzählt, verlangte mir einerseits an Geduld ab und bringt andereseits Tiefe in das Gesagte. Somit bleibt der Roman hinter meinen Erwartungen zurück. Einzig der Schreibstil und die verschiedenen Charaktere sind vielversprechend und gut gelungen.

Fazit: Schauplatz England mit schönen Beschreibungen, vielen Themen, etwas ausufernd, doch lesenswert!