Etwas gewollte Geschichte um historische Verantwortung und Familienbeziehungen

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Wo wir uns treffen von der Autorin Anna Hope ist nach Was wir sind ein weiterer Roman der ein komplexes Beziehungssystem mehrerer Protagonisten beschreibt. Die Handlung dreht sich im Kern um drei Geschwister, ein großes Erbe das im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters Philip ansteht. Frannie, Milo und Isa treffen sich auf dem Familienanwesen in Sussex anlässlich des Todes ihres Vaters auf dem die Haupterbin Frannie vor Jahren die Führung übernommen hat.

Während Frannie, wie mit ihrem Vater begonnen, die Ländereien renaturieren und für ihre siebenjährige Tochter eine Zukunft schaffen will, hat ihr Bruder Milo andere Pläne für das vererbte Land. Ihre Schwester Isa lebt in einen Konflikt in ihrer Ehe, dem sie sich noch nicht stellen konnte. Zudem hat sie die mutmaßliche Tochter von Philips langjähriger Geliebter zur Beerdigung eingeladen, die wiederum das wahre Erbe der Brookes aus den Zeiten des Empire zu kennen glaubt.

Das Buch ist nicht nur ein weiterer Roman, der das Thema Erben moralisch hinterfragt, sondern sich auch inhaltlich und gesellschaftlich ernsthaft mit schwierigen geisteswissenschaftlichen Konzepten wie Stolz, Schuld, Verantwortung und Gerechtigkeit auseinandersetzt. Stellenweise wirkt das ein bisschen gewollt und fast schon politisch motiviert, aber die Geschichte ist so gut aufgebaut, dass es alles in allem durchaus stimmig ist und die Figuren überwiegend auch überzeugend bleiben.

Der Roman wurde übersetzt von Ulrike Kretschmer und in der Hörbuchfassung gelesen von Julia Meier. Sprachlich ist das Buch einfach gehalten, mindestens in der Übersetzung. Zum Teil finden sich sehr idiosynkratische Formulierungen, die entweder durch flapsige Übersetzung oder auch durch schludriges Vorlesen entstanden sein mögen. Das ließe sich nur durch einen Abgleich mit dem englischsprachigen Original feststellen, den ich nicht vorgenommen habe, da es darum schließlich nicht gehen soll.

Fazit: Der neue Roman von Anna Hope kommt mit einer etwas gewollten Handlung um historische Verantwortung und das Erbe der eigenen Familie und dabei leicht plakativen Protagonisten, die jedoch im Gesamtpaket noch immer funktionieren.