Eine leise Liebesgeschichte

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carmen1994 Avatar

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Schon auf den ersten Seiten von Wohin du auch gehst entfaltet sich eine dichte, atmosphärische Erzählung, die mich unmittelbar in den emotionalen Kosmos von Bijoux hineinzieht. Christina Fonthes gelingt es mit eindrucksvoller sprachlicher Klarheit, die innere Zerrissenheit einer jungen Frau zu schildern, die zwischen zwei Welten, Kulturen und Identitäten steht.

Bijoux’ Ankunft in London ist mehr als nur ein Ortswechsel – sie ist ein Sprung ins Unbekannte, begleitet von Unsicherheit, Aufbruch und der Hoffnung auf ein neues Leben. Die leise, tastende Liebesgeschichte, die sich entwickelt, wirkt dabei ebenso ehrlich wie kraftvoll. Die Spannung zwischen Bijoux und ihrer Tante Mira, geprägt von religiöser Strenge, unausgesprochenen Wahrheiten und generationsübergreifendem Schweigen, macht das Buch besonders vielschichtig.

Das angedeutete Familiengeheimnis verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe. Es ist nicht nur ein Coming-of-Age-Roman, sondern auch ein stiller Protest gegen das Verstummen, das viele queere, migrierte oder entwurzelte Menschen erleben. Fonthes schafft mit Bijoux eine Figur, die mutig ihren eigenen Weg sucht – ein Weg, der sich zwischen Schmerz und Selbstbehauptung, zwischen Herkunft und Zukunft bewegt.

Ein intensiver, feinfühliger Roman, auf den ich sehr gespannt bin.