Als afrikanischer Löwe gestartet, als Rosamunde Pilcher gelandet
Entgegen der vielen begeisterten Rezensionen konnte ich mit dem Debütroman der PoC-Autorin „Wohin du auch gehst“ nicht viel anfangen. Viel zu oft ließ mich die daumendick aufgetragene Dramatik und die Tendenz der Autorin, so haarsträubende Wendungen zu erfinden, dass sie wiederum vorhersehbar werden, die Augen verrollen.
Schade um die gute Grundidee dieses Romans, der außerdem mit plastischen Charakteren punktet und immerhin sein Versprechen einlöst, einen interessanten Einblick in die kongolesische Kultur zu liefern. Obwohl ein Großteil der Handlung in der Diaspora spielt, werden die afrikanischen Gerüche, Aromen, Farben, Stimmungen und Eigenheiten mit kleinen, feinen Details lebendig. Langatmige Beschreibungen braucht dieses Buch nicht, dadurch wird der Plot zügig vorangetrieben; die vielen Personen- und Zeitwechsel fordern zwar manchmal etwas Konzentration, doch der Stil bleibt immer flüssig und gut lesbar.
Oft hätte ich mir aber tatsächlich weniger Handlung und dafür mehr psychologische Tiefe gewünscht. Gerade der Zwiespalt zwischen Queerness und Religion, der einen großen Raum dieses Buches einnimmt, wird fast nur in aufrüttelnden, plakativen Bildern wiedergegeben. Bei einem solch sensiblen Thema hätte ich mir eine viel differenzierte Auseinandersetzung der gegensätzlichen Meinungen gewünscht.
Diese arg schlicht gehaltene Darstellungsweise wird dann noch von einem Happy End untermauert, das allzu leicht verdaulich und dafür umso weniger glaubwürdig wirkt. War in den ersten Kapiteln noch ein gewisser Biss zu erkennen, landet dieser afrikanische Löwe schließlich als Bettvorleger in Kitschsoße.
Deshalb: keine schlechte, aber eine insgesamt doch enttäuschende Lektüre.