Beeindruckendes Debüt

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Bijoux stammt eigentlich aus Kinshasa, doch als sie bei dortigen Unruhe in Lebensgefahr gerät, wird sie zu ihrer Tante
Mira nach London geschickt. Sie landet also als Teenager in einem völligen fremden Land bei einer Tante, die verschlossen und strenggläubig ist. Keine einfache Situation für Bijoux, erst recht, als sie feststellt, dass sie Frauen liebt. Eine Liebe, die nicht nur bei ihrer strenggläubigen Tante, sondern auch in der Heimat auf Ablehnung stoßen wird. So muss Bijoux ihre Liebe verheimlichen. Doch nicht nur Bijoux hat Geheimnisse, auch ihre Tante hat ein Geheimnis, das sie bis nach London geführt hat.

Christina Fonthes Debüt „Wohin du auch gehst“ hat mich sehr schnell gefesselt und ich konnte es kaum zur Seite legen. Die Autorin vermittelt die Gegensätze und Gemeinsamkeiten der Lebenswelten von Kinshasa und europäischen Metropolen. Trotz der Unterschiede gibt es auch viele Gemeinsamkeiten, die sich auch der Präsenz der Community ergeben. Ich fand besonders interessant, dass die politische Dimension insbesondere im Kongo/Zaire ebenfalls thematisiert wurde, wenn auch eher am Rande. Dennoch hatte sie ganz direkte Auswirkungen auf die Lebensrealitäten von Bijoux und Mira.

Die Autorin springt zwischen unterschiedlichen Zeitebenen sowie den Perspektiven von Bijoux und Mira. Im ersten Moment war das irritierend, aber schnell findet man sich zurecht und hat einen Informationsvorsprung vor Bijoux.
Im Text finden sich immer Wörter oder eine einzelne Sätze in Lingala, der Muttersprache von Bijoux und Mira. Das verstärkt die Atmosphäre, lässt einen aber auch manchmal beim Lesen stolpern. Bei den einzelnen Wörtern konnte man sich manchmal denken, was es bedeuten soll. Grundsätzlich finden sich aber am Ende des Buches auch Übersetzungen.
Ich fand es passend, dass man beim Lesen ab und zu etwas gebremst wird und es nicht ohne Stolpersteine durchliest. Denn die Thematik ist auch nicht einfach und so passen Schreibstil und Inhalt gut zueinander.

Ich fand es unglaublich spannend einen Einblick in fremde Lebensrealitäten zu bekommen, die meiner eigenen ganz fremd sind. Das Leben hält für Bijoux und Mira immer wieder neue Herausforderungen, aber auch Chancen bereit. Manchmal ist es traurig zu sehen, dass sie diese nicht nutzen (können).

Für mich war „Wohin du auch gehst“ von Christina Fonthes ein Highlight. Ich werde die Autorin im Blick behalten und freue mich auf weitere Bücher.