Berührend, ehrlich und mutig erzählt

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piet1990 Avatar

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„Wohin du auch gehst“ hat mich auf mehreren Ebenen beeindruckt. Die Geschichte von Bijoux und Mira, zwei kongolesischen Frauen mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen, war für mich emotional und thematisch sehr bewegend. Es geht um kulturelle Prägung, Identität, Trauma und Selbstbestimmung – alles feinfühlig und sehr authentisch erzählt.

Ich fand besonders spannend, wie die Erzählung zwischen verschiedenen Zeiten und Orten – Kinshasa und Manchester – wechselt, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Der Aufbau ist klar, aber nicht zu gradlinig, was gut zu den inneren Spannungen der Figuren passt. Beide Frauen sind auf ihre Weise geprägt von äußeren Zwängen und inneren Kämpfen, und obwohl sie ganz verschieden sind, verbindet sie mehr, als es auf den ersten Blick scheint.

Der Schreibstil ist ruhig, klar und gleichzeitig voller Gefühl. Ich mochte, dass die Autorin auf Dramatik verzichtet und trotzdem viel ausdrückt – manchmal gerade durch das, was unausgesprochen bleibt. Besonders Bijoux’ Perspektive hat mich berührt. Ihre Gedanken, ihr innerer Konflikt zwischen Herkunft und persönlicher Freiheit, haben mich lange beschäftigt.

Auch das Cover passt für mich sehr gut: schlicht, ruhig und gleichzeitig stark – genau wie das Buch. Es wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, entfaltet aber beim Lesen eine überraschende Tiefe.

Fazit:
Ein kluges, leises Buch, das wichtige Themen anspricht, ohne belehrend zu wirken. Wer sich für Identität, Migration, queeres Leben und das Spannungsfeld zwischen Tradition und Selbstverwirklichung interessiert, sollte dieses Buch lesen. Kein leichter Stoff, aber sehr lohnend – und vor allem: absolut ehrlich.