Bewegende kongolesische Liebes- und Familiengeschichte

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helena Avatar

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Die jugendliche Bijoux wird während des Bürgerkriegs aus dem Kongo nach London geschickt, um bei ihrer Tante Mira in Sicherheit zu leben. Doch auch dort fühlt sie sich nicht frei: Bijoux liebt Frauen, ihre tief religiöse Tante aber gehört einer kirchlichen Gemeinde der kongolesischen Community an, in der Homosexualität nicht akzeptiert wird. Gespräche sind kaum möglich, Mira wirkt verhärtet und schweigsam.
Auf unterschiedlichen Zeitebenen begleiten wir Bijoux in ihrer Entwicklung und erhalten zugleich Einblicke in Miras Vergangenheit.

Sehr eindrücklich schildert der Roman, wie es ist, ein Leben führen zu müssen, das von Familie und Gesellschaft erzwungen wird, und die eigene Sexualität zu verbergen. Zugleich vermittelt er ein detailreiches und sehr interessantes Bild des kongolesischen Alltags, der Kultur und der politischen Geschichte. Besonders spannend sind die Einblicke in familiäre Strukturen, in Erziehung und Rollenbilder. Für Frauen bedeutet dies meist enormen Druck: heiraten, Kinder bekommen, funktionieren. Es ist eine patriarchale Gesellschaft, oft von Gewalt geprägt. Ein Mann sagt einmal: „Wir sind nicht alle Monster“. Dieser Satz hallte lange nach. Auch die Weitergabe von Traumata über Generationen wird thematisiert.

Die Handlung ist durchweg fesselnd und überaus spannend, nicht zuletzt durch die wechselnden Zeitebenen. Das Buch ist berührend und emotional schwer, zugleich jedoch gut lesbar. Momente des Glücks sind selten und scheinen nie von Dauer, was insbesondere das tragische Schicksal von Mira kennzeichnet. Das Ende ist versöhnlich und voller Hoffnung gestaltet, was mir gut gefiel.

Fazit: Eine bewegende und tiefgründige Liebes- und Familiengeschichte vor dem politischen und kulturellen Hintergrund des Kongos. Sehr empfehlenswert!