Eintauchen in eine fremde Realität

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bayerwald Avatar

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Schon nach wenigen Seiten spürt man, dass dieses Buch mehr ist als eine bloße Coming-of-Age-Erzählung. "Wohin du auch gehst" der kongolesisch-britischen Schriftstellerin Christina Fonthes erzählt von Flucht, Heimat, Identität – aber vor allem vom unbeirrbaren Streben nach Selbstbestimmung der Protagonistin Bijoux. Christina Fonthes gelingt es, die innere Zerrissenheit von Bijoux so eindringlich darzustellen, dass ich beim lesen manchmal innehalten musste. Denn es fällt einem als weiße Europäerin nicht immer leicht die Erfahrungen und Wirklichkeiten die Bijoux vor ihrer Zeit in London erlebt hat richtig einzuordnen, und braucht Zeit um zu verstehen wie unterschiedlich ein Leben in diesen zwei komplett verschiedenen Realitäten Kinasha / London tatsächlich sein muss. Im Buch begleitet man Bijoux auf dieser Reise zwischen zwei Welten – der gewaltvollen Enge ihrer Herkunft und der Unsicherheit einer möglichen neuen Freiheit. Fonthes’ Sprache ist klar und kraftvoll, mit feinen Nuancen, die tief berühren.

Was besonders überzeugt, ist die Authentizität: Die Figuren sind vielschichtig und man wird ermutigt über den eigenen Tellerrand hinauszusehen. Der Roman zeigt auf, wie komplex "Ankommen" sein kann – geografisch und emotional.

Für mich ist "Wohin du auch gehst" ein leises, aber nachhaltiges Plädoyer für Vielfalt, Selbstakzeptanz und Solidarität. Ein Roman, der nachhallt - auch nach dem letzten Satz.