Kulturelle Prägungen bleiben, egal wohin Du gehst
Der Kongo als Schauplatz eines Romans. Das ist selten. Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen, das dort angesiedelt war. Die Autorin Christina Fonthes, die selbst in Kinshasa geboren wurde und heute in London lebt, geht aber noch weiter: Sie schildert nicht nur den Kongo unter Mobutu, sondern auch das Leben im Exil, das Festhalten an (vermeintlichen) kulturellen Identitäten sowie Thema Verlust und beschreibt eindringlich die patriarchalischen Strukturen, die auch im Exil das Dasein prägen können.
Es beginnt in Zaire, wie die Demokratische Republik Kongo unter Moputu hieß. Der Vater von Eugenie und Mira ist ein Profiteur des Regimes. Erst Ingenieur, dann Pilot, dann Leiter der staatlichen Airline. Also zieht die Familie von einer Mittelklassegegend nach Gombe, einem schicken Viertel in Kinshasa, in eine Villa mit Pool. Eugenie wird alle angebotenen Chancen nutzen, in Europa Medizin studieren und standesgemäß heiraten. Mira, die jüngere Schwester, ist hingegen rebellisch. Sie feiert (unerlaubterweise) die Nächte durch und verliebt sich in einen Musiker. Ihre Eltern finden das nicht standesgemäß und ergreifen entsprechende Maßnahmen. ... Diese Vergangenheit ist eine Erzählebene.
Die zweite Erzählebene spielt in London, wohin Bijoux als Zwölfjährige geschickt wurde, als die Unruhen in Kinshasa begannen. Sie soll bei ihrer Tante Mireille wohnen, von der sie noch nie etwas gehört hat. Das Leben in London ist freudlos. Ihre Tante ist Anhängerin einer strengen evangelikalen Kirche, arbeitet in der Gebäudereinigung und das Geld ist knapp. Bijoux geht zur Schule, macht eine Ausbildung und verliebt sich. In eine Frau. Als sie das ihrer Tante erzählt, hält diese das für "unafrikanisch" und plant eine "Befreiung" (so eine Art Teufelaustreibung) und will Bijoux mit dem Sohn einer anderen Gläubigen verheiraten.... Wie wird sich Bijoux Leben entwickeln? Und wieso führt ihre Tante eigentlich so ein tristes Leben und unterstützt Bijoux nicht?
Den Zusammenhang zwischen den zwei Erzählebenen ahnte ich als Leserin schon früh, zum Schluss kommt allerdings noch einmal richtig ein Paukenschlag....
Das Buch lässt sich gut lesen, es ist bildhaft und eindrücklich geschrieben und geht sehr nah an die jeweiligen Personen heran. Ich konnte irgendwie gefühlsmäßig nachvollziehen, warum es so schwer ist, sich gegen die Werte der eigenen Kultur und der eigenen Familie zu stellen, obwohl objektiv betrachtet alles anders laufen sollte.
Die patriarchalischen Machtverhältnisse, die nicht einfach aufhören, weil man jetzt in London lebt, wo die LBTGQ Community feiert. Gewalt in Partnerschaften, die von der Kirche noch unterstützt wird. Mütter, die ihre Kinder gerne unterstützen möchten, dies aber nur heimlich tun können, weil die Ehemänner anderer Ansicht sind oder weil sie Angst haben, dass sich der Mann eine Zweit- oder Drittfrau nimmt....
Das Thema Kulturelle Prägungen nimmt einen großen Raum in diesem Roman ein, zurecht. Allerdings nicht als Monolog, sondern geschickt eingebettet in die Handlung. So folgen wir Frauen aus verschiedenen Generationen auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung. Einem steinigen und schwierigen Weg. Der so wohl für viele Frauen aus aller Welt verläuft. Nicht nur für Frauen aus dem Kongo.
Es beginnt in Zaire, wie die Demokratische Republik Kongo unter Moputu hieß. Der Vater von Eugenie und Mira ist ein Profiteur des Regimes. Erst Ingenieur, dann Pilot, dann Leiter der staatlichen Airline. Also zieht die Familie von einer Mittelklassegegend nach Gombe, einem schicken Viertel in Kinshasa, in eine Villa mit Pool. Eugenie wird alle angebotenen Chancen nutzen, in Europa Medizin studieren und standesgemäß heiraten. Mira, die jüngere Schwester, ist hingegen rebellisch. Sie feiert (unerlaubterweise) die Nächte durch und verliebt sich in einen Musiker. Ihre Eltern finden das nicht standesgemäß und ergreifen entsprechende Maßnahmen. ... Diese Vergangenheit ist eine Erzählebene.
Die zweite Erzählebene spielt in London, wohin Bijoux als Zwölfjährige geschickt wurde, als die Unruhen in Kinshasa begannen. Sie soll bei ihrer Tante Mireille wohnen, von der sie noch nie etwas gehört hat. Das Leben in London ist freudlos. Ihre Tante ist Anhängerin einer strengen evangelikalen Kirche, arbeitet in der Gebäudereinigung und das Geld ist knapp. Bijoux geht zur Schule, macht eine Ausbildung und verliebt sich. In eine Frau. Als sie das ihrer Tante erzählt, hält diese das für "unafrikanisch" und plant eine "Befreiung" (so eine Art Teufelaustreibung) und will Bijoux mit dem Sohn einer anderen Gläubigen verheiraten.... Wie wird sich Bijoux Leben entwickeln? Und wieso führt ihre Tante eigentlich so ein tristes Leben und unterstützt Bijoux nicht?
Den Zusammenhang zwischen den zwei Erzählebenen ahnte ich als Leserin schon früh, zum Schluss kommt allerdings noch einmal richtig ein Paukenschlag....
Das Buch lässt sich gut lesen, es ist bildhaft und eindrücklich geschrieben und geht sehr nah an die jeweiligen Personen heran. Ich konnte irgendwie gefühlsmäßig nachvollziehen, warum es so schwer ist, sich gegen die Werte der eigenen Kultur und der eigenen Familie zu stellen, obwohl objektiv betrachtet alles anders laufen sollte.
Die patriarchalischen Machtverhältnisse, die nicht einfach aufhören, weil man jetzt in London lebt, wo die LBTGQ Community feiert. Gewalt in Partnerschaften, die von der Kirche noch unterstützt wird. Mütter, die ihre Kinder gerne unterstützen möchten, dies aber nur heimlich tun können, weil die Ehemänner anderer Ansicht sind oder weil sie Angst haben, dass sich der Mann eine Zweit- oder Drittfrau nimmt....
Das Thema Kulturelle Prägungen nimmt einen großen Raum in diesem Roman ein, zurecht. Allerdings nicht als Monolog, sondern geschickt eingebettet in die Handlung. So folgen wir Frauen aus verschiedenen Generationen auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung. Einem steinigen und schwierigen Weg. Der so wohl für viele Frauen aus aller Welt verläuft. Nicht nur für Frauen aus dem Kongo.